Keine Weisung im Koran - Organspende im Islam
Stand: 03.03.2024, 08:04 Uhr
Organtransplantationen sind nicht nur medizinisch, sondern auch ethisch komplex. Wie hält es der Islam mit der Organspende? In islamisch-theologischen Kreisen wird immer wieder darüber diskutiert, viele Muslime aber sind noch unsicher.
Mit der Niere der großen Schwester in ein neues Leben
Gülcan Gören und Felek Akyüz sind Musliminnen. Beide können nur mit einer Organspende weiterleben. Gülcan Gören ist 36 Jahre alt, verheiratet und lebt in Gelsenkirchen. 2006 erhält die Verkäuferin die Diagnose, dass ihre beiden Nieren nach einer Infektion nicht mehr arbeiten. Sechs Jahre lang muss sie dreimal in der Woche zur Dialyse und wird auf die Organspende-Warteliste von Eurotransplant gesetzt. Ihre Rettung wird eine Lebendspende. Ihre Schwester gibt Gülcan Gören eine Niere und rettet damit ihr Leben.
Ein langes Warten
Felek Akyüz ist 22 Jahre alt. Die Auszubildende wartet seit 2021 auf eine Spenderleber. Vor acht Jahren greift ihr Immunsystem das Organ an und zerstört es komplett. Seither wird die Duisburgerin nur medikamentös auf den Beinen gehalten.
Organspende - eine Blackbox im Islam
Weder im Koran noch in den klassischen Quellen der islamischen Rechtslehre findet sich eine klare Regelung zur Organ- und Gewebetransplantation, erklärt Martin Kellner, Islamtheologe an der Universität Osnabrück. Die Medizinerin Ebru Yildiz möchte als Leiterin des Westdeutschen Zentrums für Organtransplantation der Universitätsmedizin Essen mit Kampagnen auch Muslime für das Thema Organspende sensibilisieren. "Man spricht so wenig darüber, dass es eine Blackbox bleibt", sagt die Ärztin.
Autorin: Melahat Simsek
Redaktion: Christina-Maria Purkert
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