"Judensau" und Antisemitismus: Kirchen ringen um Aufarbeitung
Stand: 29.10.2023, 08:04 Uhr
Die "Judensau" hat traurige Berühmtheit erlangt. Sie gilt als in Stein gemeißelter Antisemitismus und stellt Gemeinden vor die Frage: Abhängen oder nicht? Eine Frage, mit der sich mittlerweile auch das Bundesverfassungsgericht beschäftigt.
In Stein gemeißelter Antisemitismus
Seit Langem herrscht hierzulande Streit um antisemitische Schmähplastiken: Der bekannteste Fall ist die Wittenberger Stadtkirche, in der einst Martin Luther predigte. Dort ist an der Südfassade der Stadtkirche St. Marien eine Sau zu sehen, an deren Zitzen Menschen trinken, die Juden darstellen sollen. Dieses judenfeindliche Sandsteinrelief aus dem 13. Jahrhundert beschäftigt Kirche, Zivilgesellschaft und Gerichte seit Jahren. Auch im Kölner Dom findet sich im Chorgestühl eine holzgeschnitzte Version des Motivs. Sie gilt als eine der ältesten Darstellungen dieser Art, ist öffentlich aber nicht zugänglich.
Karlsruhe muss entscheiden
Vor dem Bundesverfassungsgericht versucht der jüdische Rentner Michael Düllmann aus Bonn die Abnahme der antisemitischen Skulptur an der Stadtkirche in Wittenberg durchzusetzen. Von einem Urteil wären rund 30 Kirchen in Deutschland betroffen – darunter auch der Kölner Dom.
Autor: Igal Avidan
Eine Übernahme von NDR Info
Redaktion im WDR: Christina-Maria Purkert
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