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WDR 5 - Tagesgespräch mit Ralph Erdenberger
Illustration: Kopfloser Geschäftsmann läuft in einem brennenden Hamsterrad.

Der Betreuer

Stand: 11.04.2024, 11:59 Uhr

Near-Future-Komödie, die von der Absurdität neoliberaler Lebensideale erzählt und fragt, wo in einer durchoptimierten Welt noch Lücken für das "schöne Leben" sind?

Von Nis-Momme Stockmann

Das Hörspiel steht ab dem 5. Mai 2024 für 30 Tage zum Nachhören zur Verfügung.

Script eines Lebens im neoliberalen Zeitgeist

Dante Meyrowitz arbeitet als Risikocontroller. Nach 9 Jahren im Job gleicht seine Existenz einer einzigen, schlafwandlerischen Risikovermeidung: Im täglichen Hamsterrad von katalogdicken Excel-Tabellen, Ritalin-Abhängigkeit und ausgefahrenen Ellenbogen am Arbeitsplatz fühlt er sich mittlerweile wie ein Statist im eigenen Leben. Als er schon beginnt nach "stillem und sauberem Selbstmord" zu googlen, steht eines Morgens Tim Würfel als "staatlich anerkannter Betreuer" vor seiner Tür.

Das Betreuerprogramm, so erklärt Tim, ist ein Modellversuch der Bundesregierung, um der explosionsartig zunehmenden Berufsunfähigkeit aufgrund von Überforderung und Depressionen zu begegnen. Zu Beginn noch widerwillig, lernt Dante bald die Vorzüge einer "Reevaluierung seines Lebens durch Dritte" zu schätzen. Und Würfel wird schnell zum 24/7-Script-Doctor von Dantes Schicksal. Was seine Rettung verspricht, führt aber schon bald in eine ganz neue Art der Gefangenschaft.

Autor Nis-Momme Stockmann arbeitete für dieses Stück zusammen mit einem phantastischen Ensemble, allen voran Moritz Grove und Ole Lagerpusch. Stockmann und Musiker Toben Piel haben die Szenen on location in Berlin aufgenommen, was dieser gar nicht so unwahrscheinlich klingenden Dystopie einen unmittelbaren Sog verleiht.