Richard Baier, 1926 in Marburg geboren, war der jüngste und auch letzte Sprecher des Großdeutschen Rundfunks. Mit 17 hatte er bereits beim Rundfunk in Berlin beginnen können, Nachrichten zu sprechen. Bis zuletzt hatte er die unsinnigen Durchhalteparolen der NS-Propaganda zu verlesen – und war, wie er heute sagt, gar nicht mal unglücklich darüber. Denn der Rundfunk war ein Domizil des Überlebens, wer dort arbeitete, musste nicht an die Front. Es war der 2. Mai 1945, an dem Richard Baier seine letzten Nachrichten sprach – danach gab es von ihm mit einigen Minuten Abstand nur noch eine Botschaft: "Damit beendet der Großdeutsche Rundfunk seine Sendefolgen."
Ab den 50er Jahren war Richard Baier freier journalistischer Mitarbeiter beim RIAS. Bei den Ereignissen rund um den Volksaufstand am 17. Juni 1953 berichtete er aus Ost-Berlin. Im April 1955 wurde er von der Staatssicherheit verhaftet, er habe angeblich Hetzschriften verfasst. Im sogenannten RIAS-Prozess wurde Richard Baier mit vier Mitangeklagten zu 13 Jahren wegen "Spionage" verurteilt. Im Januar 1961 erfolgte seine vorzeitige Entlassung. Im Juni 1982 geriet er wegen "Staatsverleumdung" erneut in Haft, weil er sich gegen die Sprengung der Potsdamer Garnisonskiche gewandt und damit einen Kulturverfall kritisiert hatte. Nach zehn Monaten wurde er auf Bewährung entlassen. Heute wird er 90 Jahre alt.
Redaktion: Mark vom Hofe