Erlebte Geschichten (31.05.2022)

Ernst Piper - “Gegen das Vergessen“

Stand: 10.05.2022, 16:18 Uhr

"Jede Zeit hat ihre Deutungen, und das Ringen um die Erinnerung wird immer wieder neue Formen annehmen und immer wieder zu anderen Ergebnissen führen", sagt Ernst Piper. Der Literaturagent, Autor und Historiker beschreibt sich als "Spät-68er" und sein Elternhaus als liberal-konservativ. Nach dem Abitur 1972 studiert er Geschichte, Germanistik und Philosophie in München und Berlin, wo er auch 1981 promoviert.

Von Melahat Simsek

1982 tritt er für zwei Jahrzehnte in den Piper-Verlag seines Vaters Klaus Piper ein. In den 1990er Jahren beteiligt sich Piper mit Werken zum "Historikerstreit". Dabei geht es ihm darum, wie die deutsche Bevölkerung nach 1945 mit der Schuld umgegangen ist und wie die Erinnerungskultur, wie es sie heute gibt, sich über lange Zeit gegen viele Widerstände entwickelt hat.

Früher war Holocaust-Relativierung eine Gefahr von rechts. Heute droht sie auch von links, denn die postkoloniale Erinnerungskultur verharmlost das Wesen des nationalsozialistischen Antisemitismus, sagt Piper. Doch zur Erinnerung an Auschwitz gebe es keine Alternative und sei auch keine Chiffre für jede Art von Diskriminierung, sagt der Historiker.

2006 schließt Ernst Piper seine Habilitationsschrift über den nationalsozialistischen Chefideologen des Ostblocks Alfred Rosenberg ab und ist heute außerplanmäßiger Professor für Neuere Geschichte an der Universität Potsdam. Ernst Piper ist Mitglied im Vorstand der Vereinigung "Gegen Vergessen - Für Demokratie" und lebt in Berlin.

Redaktion: Gesa Rünker

Ernst Piper, Autor und Historiker WDR 5 Erlebte Geschichten 31.05.2022 21:27 Min. Verfügbar bis 31.05.2099 WDR 5

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