Melanie Kollatzsch war 20, als sie von Iserlohn aus ihre bei Magdeburg lebenden Eltern besuchen wollte. Das war 1947 - ordnungsgemäß ging sie dort zum Bürgermeisteramt, um sich für die Zeit ihres Besuchs anzumelden und Lebensmittelkarten anzufordern. Auf der Stelle wurde sie verhaftet. Vorwurf: Spionage. Mit Seidenkleid und Lackschuhen betrat sie ihre Zelle. "Von da an hatte ich 15 Jahre lang kein Gesicht mehr, ich habe zwischen meinem 20. und 35. Lebensjahr nicht mehr in den Spiegel geschaut!" Melanie Kollatzsch saß in verschiedenen Zuchthäusern; nach ihrer Entlassung bekam sie eine Arbeit zugewiesen, hatte keine eigene Wohnung, sondern lebte bis zur Wende in einem möblierten Zimmer. Seither engagiert sich die 90jährige in der Vereinigung der Opfer des Stalinismus.
Redaktion: Mark vom Hofe