Als Klaus von Wrochem 1970 nach fünfjährigem Aufenthalt in den Vereinigten Staaten zurück nach Köln kommt, wird aus dem Dozenten und Assistenten für zeitgenössische Musik und Orchestermitglied sehr schnell Klaus der Geiger. Nicht, dass der Dreißigjährige, der durch die amerikanische Bürgerrechtsbewegung und Anti-Vietnam-Demonstrationen sensibilisiert wurde, der Musik den Rücken gekehrt hätte. Es ist nur so, dass Klaus von Wrochem damals die Vorstellung einer normalen Musikerkarriere ebenso über den Haufen warf wie eine bürgerliche Lebensplanung. So wie er mit Ehefrau Christel in Köln eine Kommune gründete, so eroberte sich der Künstler eine in den frühen 70er Jahren vollkommen neue Konzertbühne – die Straße.
Zunächst wollte er Alltagserfahrungen in Musik ausdrücken; als ihn aber vor allem die feindselig eingestellte städtische Ordnungspolitik mehr und mehr ärgerte, wurde Klaus der Geiger politisch: Bissige Konsumkritik, unmissverständliche Angriffe auf die Allianz aus Profitinteresse und politischer Gewalt hatten ihre Wirkung. Der Herstatt-Blues, der Kriminal-Tango und andere Politsongs auf selbst gereimte Texte sind heute Klassiker der Kölner Straßenmusik. "Ich habe mir nichts gefallen lassen!" sagt Klaus der Geiger.
Redaktion: Mark vom Hofe