Roncalli-Chef Bernhard Paul, 76, wächst im österreichischen Wilhelmsburg in einer Handwerkerfamilie auf. Er studiert erst Hoch- und Tiefbau, dann Grafik in Wien. Als Student wohnt er eine Zeitlang mit dem Karikaturisten Manfred Deix und dem Maler Gottfried Helnwein zusammen und nimmt jeden Job an, um sein Studium zu finanzieren. Später arbeitet er als Art Director für ein Nachrichtenmagazin und auch für eine Werbeagentur. Er spielt in den 70ern in verschiedenen Rockbands, darunter auch seine Idole, The Lords. Bis er 1975 seinen Kindheitstraum verwirklicht und gemeinsam mit André Heller den Circus Roncalli gründet. André Heller ist schnell wieder Geschichte, doch Zirkus Roncalli bleibt.
Seit fast 50 Jahren führt er nun schon den Zirkus, mal mehr, mal weniger turbulent, aber immer intensiv. Die magische Zauberwelt, der Geruch von frischgemähtem Rasen und von Sägespänen sind sein Leben. Und seit sechs Jahren auch ganz ohne Tiere. Im Gegensatz zu anderen traditionellen Zirkussen läuft es sehr gut für ihn. Überhaupt macht Bernhard Paul vieles anders. Er geht mit der Zeit, bezieht nur noch Ökostrom, der Zirkus ist plastikfrei und es gibt nur noch veganes Essen in der Kantine.
Ein Zirkus ist ein sehr demokratisches Vergnügen ohne störende Nebengeräusche, sagt Paul. Denn dort gibt es keine Politik, keine Religion und auch Rassismus ist ein Fremdwort. Zirkus ist gelebte Internationalität, so der Roncalli-Gründer. Bernhard Paul lebt für die Zirkuskunst. Es ist sein Lebenselixier. Clown Zippo alias Bernhard Paul hatte schon Größen wie Sting, Andy Warhol, die Beatles und Helmut Schmidt in seinem Zirkuszelt zu Gast.
Redaktion: Gesa Rünker