Königreich des Schweigens – Stimmen aus syrischen Gefängnissen
Der syrische Diktator Assad ist geflohen, die mehr als 50-jährige Herrschaft seines Clans beendet. Das Ende des Regimes gibt denjenigen Oppositionellen ihre Freiheit zurück, die zu Zehntausenden in seinen Gefängnissen eingesperrt waren.
Von Jakob Weingartner
Das Militärgefängnis Saydnaya in der Nähe der Hauptstadt Damaskus galt als Todesfabrik, aus der kaum jemand unbeschadet wieder heraus kam. Das Feature aus dem Jahr 2019 zeigt, wie dort über Jahre systematisch gefoltert und getötet wurde.
Den Gefangenen sind die Augen verbunden oder sie sitzen mit dem Gesicht zur Wand. Sie horchen in den Raum, um Gefahren zu orten, erkennen Wärter an ihren Schuhen und Folterinstrumente an ihren Geräuschen. „Saydnaya ist eine Maschine, die schneidet, verbrennt und schmilzt. Sie vernichtet nicht nur Fleisch; sie tötet auch Seelen“, sagt ein ehemaliger Häftling. Die Tonaufnahme für das Feature findet in einer fensterlosen Zelle des früheren Stasi Gefängnisses in Berlin Hohenschönhausen statt. Geräusch für Geräusch rekonstruiert der Zeuge den Nicht–Ort Saydnaya und fasst schwer Sagbares in Worte. Über zwei Jahre hat der Autor Zeugnisse von Überlebenden dokumentiert und verdichtet.
Ein Hinweis: Gewalt und Folter werden in den Erzählungen explizit beschrieben.
Ausstrahlung am Sonntag, den 15. Dezember 2024 um 13.04 Uhr
Von Jakob Weingartner
Redaktion: Thomas Nachtigall/Nathanael Keidel
Produktion: WDR/DLF/ORF 2019