Leerstand trotz Wohnungsnot - Das Dach über dem Kopf als Spekulationsobjekt
Stand: 23.02.2021, 16:08 Uhr
Warum stehen in Großstädten, in denen Menschen teils verzweifelt eine Bleibe suchen, Tausende von Wohnungen leer? Was zunächst als Knirschen im Getriebe des Marktes erscheint, erweist sich bei näherem Hinsehen als fulminantes Geschäft.
Von Matthias Holland- Letz
Mal sind es freistehende Mehrfamilienhäuser, mal einzelne Etagen, oder auch Teile von hochpreisigen Neubau-Blocks, die in begehrten Ballungsräumen jahrelang unbewohnt bleiben. Es sind keine Einzelfälle. Die Stadt Düsseldorf beispielsweise geht von ca. 6.000 leerstehenden Wohnungen aus; bei 1.500 Wohnungen schließt sie Zweckentfremdung durch Leerstand nicht aus. In vielen Fällen verzichten Eigentümer – Immobiliengesellschaften oder in- wie ausländische Investoren – auf Vermietung, weil es angesichts exorbitanter Wertsteigerung selbst bei hohem Mietniveau lukrativer ist, Wohnungen als Anlageobjekt zu handeln. Und das geht meist deutlich besser ohne lästige Mieter.
Kommunen wehren sich verstärkt gegen solchen spekulativen Leerstand. Oft jedoch fehlt der Verwaltung Personal und Überblick; in manchen Teilen der Republik auch die rechtliche Handhabe. Zur Spekulation mit Wohnraum hinzu kommt die Spekulation mit unbebauten, innerstädtischen Grundstücken. Ob eine Reform der Grundsteuer ab 2025 hier Abhilfe schafft, ist offen. Deshalb wird auch in der Bundespolitik die Debatte über eine Bodenreform lauter – und die Frage, ob die Befriedigung des Grundbedürfnisses auf Wohnen tatsächlich weitgehend einem "freien“ Markt überlassen werden kann.
Ausstrahlung am 7. März 2021 um 13:04 Uhr, Wiederholung am 7. März 2021 um 20:04 Uhr
Von: Matthias Holland-Letz
Redaktion: Thomas Nachtigall
Produktion: WDR 2021