das Beitragsbild des Dok5 "Stille Wasser, tiefe Löcher - Was wird aus den Braunkohletagebaus?" zeigt einen Braunkohlebagger im Tagebau Garzweiler.

Stille Wasser, tiefe Löcher – Was wird aus den Braunkohletagebauen?

In fünf Jahren ist mit dem Kohleabbau in NRW Schluss. Aber was passiert mit den riesigen Löchern? Wer bezahlt die „Rekultivierung“ und was bedeutet das für die Menschen in der Region?

Von Katharina Nickoleit

Mehr als ein halbes Jahrhundert lang wurde dann im Rheinischen Revier in Großtagebauen Kohle gefördert. Der Eingriff in die Landschaft ist so gewaltig, dass es deutlich länger dauern wird, bis der „vorbergbaulichen Zustand“, wiederhergestellt ist. Dazu sollen die Restlöcher mit Rheinwasser befüllt werden. Dabei geht es um weit mehr als die Schaffung von Deutschlands größten Seen. Um die Tagebaue betreiben zu können, wurde Jahrzehntelang Grundwasser abgepumpt, das nun in der Region fehlt. Den Wasserhaushalt wieder in Ordnung zu bringen, ist eine enorme Herausforderung. Es gibt viele drängende Frage: Führt der Rhein überhaupt genug Wasser und ist das sauber genug, um Mensch und Natur zu versorgen? Was wird das alles kosten und wer wird letztendlich für diese Kosten einstehen? Um darauf Antworten zu finden, blickt das Feature nicht nur ins Rheinische Revier, sondern auch in die Lausitz, wo man mit der Verfüllung von Großtagebauen schon einige Schritte weiter ist.

Stille Wasser, tiefe Löcher – Was wird aus den Braunkohletagebauen?

Dok 5 - Das Feature 28.07.2024 49:31 Min. Verfügbar bis 30.07.2029 WDR 5 Von Katharina Nickoleit


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Was wird aus den Braunkohletagebauen?

René Schuster vom Verein Grüne Liga am Einlaufwerk des Cottbusser Ostsees.

René Schuster vom Verein Grüne Liga am Einlaufwerk des Cottbusser Ostsees.

René Schuster vom Verein Grüne Liga am Einlaufwerk des Cottbusser Ostsees.

In der Lausitz, dem zweiten großen Tagebaugebiet Deutschlands, hat man schon mit der Flutung der Baunkohlelöcher begonnen. Hier sind bereits mehrfach Uferbereiche in die Tagebauseen abgerutscht. Auch stellte sich heraus, dass nicht genug Wasser für eine planmäßige Flutung zur Verfügung steht.

Barbara Weinthal, Leiterin des Fachbereichs Umwelt der Stadt Mönchengladbach: "Ob es gelingen wird, das Naturschutzgebiet solange am Leben zu erhalten, bis sich irgendwann der Grundwasserhaushalt erholt hat, ist fraglich."

Sollte im Rheinischen Revier nicht alles so laufen, wie geplant, wird es teuer. Wer dann für die Finanzierung der sogenannten Ewigkeitskosten beim Wassermanagment aufkommt, ist völlig offen.

Daniel Röder, Dezernent im Kreis Viersen, fordert vom Land NRW Garantien dafür, dass die Folgekosten des Bergbaus übernommen werden, falls – aus welchem Grund auch immer – RWE ausfällt. Es müsse sichergestellt werden, dass die betroffenen Kommunen damit nicht allein gelassen werden.

Schöne neue Tagebauwelt: So stellt sich die PR-Abteilung von RWE die Zukunft der Gruben vor - als Badeseen und Naherholungsparadiese mit Segelbetrieb. Doch es gibt Zweifel an dieser Zukunftsvision.

Es ist der größte Eingriff in den Grundwasserhaushalt, den es jemals in Deutschland gegeben hat. Jedes Jahr werden ungefähr 500 Millionen Kubikmeter abgepumpt. Zum Vergleich: die Stadt Köln verbraucht im Jahr etwa 60 bis 70 Millionen Liter.

Die Pumpstationen laufen Tag und Nacht, 7 Tage die Woche. Stehen sie still, beginnt das Grundwasser sofort zurück in die Gruben zu strömen.

Stefan Simon und Dr. Nils Cremer vom Erftverband haben es berechnet: 3 Rohre mit einem Durchmesser von 2,2 Metern müssen ab 2030 rund 1,5 Milliarden Kubikmeter Wasser in das Garzweiler II-Loch transportieren.

Ausstrahlung am Sonntag, den 28. Juli 2024 um 13.04 Uhr
Wiederholung am Sonntag, den 28. Juli 2024 um 20.04 Uhr

Von: Katharina Nickoleit
Redaktion: Nikolaus Steiner
Produktion: WDR 2024