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Anselm Grün

Zum 70. Geburtstag des Anselm Grün

Besinnungsbücher als Seelennahrung

Stand: 25.12.2014, 09:20 Uhr

Wie die Weisheiten des Benediktinermönches den Alltag der Leserin Elisabeth Krumeich begleiten.

Von Irene Dänzer-Vanotti

"Ich fange morgens mit seinen Texten an. Wenn ich aufwache, ist mein erster Griff zur Brille und zu diesem Buch und das geht dann in meinen Geist rein." Elisabeth Krumeich startet den Tag mit einem Buch von Anselm Grün. 'Vergiss das Beste nicht' - so der Titel - 'Worte für jeden Tag'. Elisabeth Krumeich ist 72 Jahre alt, Heilpraktikerin, Mutter von vier Kindern, Oma, eine aktive Frau und der wandelnde gesunde Menschenverstand. Sie mag es, wenn sie mit Anselm Grüns Worten alltägliche Gefühle neu verstehen lernt. Als wir uns zum Interview treffen, begann ihr Tag mit seinen Gedanken über Sehnsucht:

"Sehnsucht hat die Kraft, Beton zu sprengen…

Sehnsucht öffnet unsere enge Welt.

Sie setzt uns auf die Spur der Hoffnung,

die uns die Realität sehen lässt,

ohne daran zu verzweifeln."

Sehnsucht? Eigentlich ein unangenehmes Gefühl. Man hätte gerne etwas, bekommt es aber nicht. Die Fähigkeit diesem Gefühl, wie auch vielen Alltagsbegebenheiten, etwas Gutes abzugewinnen, die verdankt Elisabeth Krumeich immer wieder Anselm Grün. Sie schätzt seine Bodenständigkeit und seine Weisheit: "Er bildet für mich die Brücke zwischen mir und dem Wesen, das ich Gott nenne."

Der Bestsellerautor Anselm Grün

Anselm Grün im Hintergrund unscharf davor sein Buch "Die hohe Kunst des Aelterwerdens"

"Die hohe Kunst des Älterwerdens"

Elisabeth Krumeich weiß, dass es auch kritische Stimmen gibt, die Anselm Grün vorwerfen, sich zu sehr zu vermarkten. Das beeinträchtigt sie aber nicht. Anselm Grün wird am 14.1. 2015  70 Jahre alt. Er ist Benediktinermönch und Autor. 15 Millionen Mal haben sich seine 300 Bücher verkauft. Er hält Vorträge, berät Menschen. Und nach der Regel der Benediktiner 'Bete und arbeite' hatte er bis vor einem Jahr auch eine ganz handfeste Aufgabe im Kloster Münsterschwarzach bei Würzburg: Er war für die Wirtschaft zuständig, die vermutlich nicht zuletzt dank seiner Bücher floriert. In diesem Amt wollte er seinen Werten treu bleiben. Anselm Grün meint: " barmherzig gegenüber anderen heißt nicht, dass ich da alles laufen lasse, sondern barmherzig heißt, dass ich den Menschen nicht verurteile und den, der mich zum Beispiel austricksen will, mich zwar dagegen wehre, aber spüre, warum braucht er das, warum muss er sich so verhalten, was ist seine geistliche Sehnsucht, was ist der Punkt, wo er einen guten Kern hat?“

Sich dem eigenen Schatten stellen

Trotz der Suche nach dem Guten und der Lebensfreude, beschäftigt sich Anselm Grün auch mit den menschlichen Abgründen.  Er schreibt: "Wir müssen uns damit aussöhnen, dass in uns auch mörderische Züge sind. Aggression, Wut, Eifersucht, depressive Stimmungen, Angst und Feigheit. Wer sich dem eigenen Schatten nicht stellt, der projiziert ihn auf andere. Dann schimpft er über den Ehepartner, den Freund, den Mitarbeiter. Den Schatten annehmen heißt, ihn sich einzugestehen. Das verlangt Mut und Demut."

Texte als Seelennahrung

Elisabeth Krumeich ist Anselm Grün einmal begegnet. Nach einem seiner Vorträge hat sie ihm erzählt wie sehr seine Texte ihr Leben, ihre Religiosität geprägt haben. "Dann hat er mich sehr, sehr liebevoll angeguckt, nur angeschaut und hat mir seine Hand gegeben und hat gesagt:  Danke!" Diese Begegnung hatte eine große Intensität für Elisabeth Krumeich. Heute, an Weihnachten, liest sie wieder in seinem Buch: "Lass Dich von den weihnachtlichen Engeln einführen in die Leichtigkeit des Seins, in die Freude am Leben…unter den vielen Engeln auf den Weihnachtsbildern ist ganz gewiss einer, der für Dich bestimmt ist, um Dir allein die Freude zu verkünden, dass für Dich der Retter geboren wurde." Für Elisabeth Krumeich klingt das nur scheinbar einfach und scheinbar banal. Für sie ist es Seelennahrung.