Lesefrüchte
"Via Ápia" von Geovani Martins
Stand: 11.01.2024, 17:15 Uhr
Washington und seine Jungs sind Anfang zwanzig, leben in Rio de Janeiro in der Via Ápia, einer Straße, die durch die größte Favela Lateinamerikas führt. Sie fühlen sich dort zuhause. Und eigentlich ginge es ihnen ganz gut, wenn die Angst vor der Gewalt der Polizei nicht wäre.
Rio de Janeiro will sich der Welt drogenfrei präsentieren, denn es stehen sportliche Großereignisse bevor. Und dafür soll die UPP sorgen, indem sie die Favelas der Stadt besetzt. Denn in den Favelas regieren die Drogenbosse. UPP ist zwar die Abkürzung für Befriedungseinheit, doch wo die Truppe aktiv wird, fließt viel Blut.
So ist es kein Wunder, dass sich die fünf Helden in Geovani Martins Roman "Via Ápia" vor dem Einmarsch der Truppe fürchten. Douglas teilt sich eine Wohnung mit Murilo und Biel, seine Kumpels Washington und Wesley leben noch bei ihrer Mutter. Sie fühlen sich zuhause in der Rocinha, sind sogar stolz darauf, in der größten Favela Lateinamerikas zu leben.
Die fünf sympathischen Jungs sind Anfang zwanzig, schlagen sich mit mehr oder weniger guten Jobs durch, feiern gern, lieben Fußball und ziehen sich ihre Joints rein wie sie Bier trinken oder eine Zigarette rauchen. Joints sind normal in der Favela.
Geovani Martins erzählt die kleinen Alltagsgeschichten der fünf Jungs, in ihrer flapsigen Sprache. Und er baut Spannung auf: Kriegt Washington den neuen Job? Schafft Douglas den Sprung zum Tätowierer? Unter Drogenboss Mestre geht es weitgehend friedlich zu in der Rocinha.
Doch was, wenn tatsächlich die UPP einmarschiert? Kommt es zur großen Katastrophe? Die Angst legt sich wie eine Dunstglocke über die Favela. Ein mitreißendes literarisches Denkmal für die Favelas und ihre Menschen.
Eine Rezension von Eva Karnofsky
Literaturangaben:
Geovani Martins: Via Ápia
Aus dem Portugiesischen von Nicolai von Schweder-Schreiner
Suhrkamp Verlag, 2023
333 Seiten, 25 Euro