Alt-Kaster

Alt-Kaster

Stand: 17.07.2023, 00:00 Uhr

Diese Woche schauen wir uns in Alt-Kaster näher um. Das Dorf hat nur knapp 200 Einwohner und gehört zu Bedburg im Rhein-Erft-Kreis. In Alt-Kaster ist das Mittelalter noch an vielen Ecken zu spüren. Der Clou: Es ist einer der wenigen Orte im Rheinland, der noch komplett von einer Stadtmauer mit Wehrtürmen umgeben wird.

Von Petra Krüll

Alt-Kaster

WDR 4 Mein Dorf 21.07.2023 10:55 Min. Verfügbar bis 21.07.2024 WDR 4 Von Petra Krüll


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Wer Alt-Kaster durch eines der beiden alten Stadttore betritt, fühlt sich schlagartig in eine längst zurückliegende Zeit versetzt mit Kopfsteinpflaster, liebevoll restaurierten Häusern mit bunten Fensterläden und bepflanzten Blumenkästen und einer alten Burgruine. Dass es Alt-Kaster heute überhaupt noch gibt, hat der Ort einem engagierten Bürgermeister, heftigen Bürgerprotesten und dem einsichtigen damaligen Kölner Regierungspräsidenten zu verdanken. So wurde 1954 der bereits rechtskräftige Beschluss, Alt-Kaster umzusiedeln, rückgängig gemacht.

Der grüne Daumen

Beste Werbung fürs Dorf sind die Alt-Kasteraner selbst. Der Arbeitskreis Altstadt Kaster bündelt alle Aktivitäten, die den Ort attraktiv und lebendig halten. Die Ehrenamtler-Truppe "Der grüne Daumen" beispielsweise kümmert sich um die Pflege sämtlicher Außenanlagen, hat sogar ein Sandarium für Wildbienen und einen Käferkeller angelegt. Das Gelände um die Burgruine wurde erst kürzlich komplett neugestaltet: mit Findlingen, bienenfreundlichen Blumen und einer Selfie-Station. Die grünen Daumen aus Alt-Kaster übernehmen auch die Bewässerung der neu angelegten Obstbaumwiese.

Pasta in Kaster

Ein Höhepunkt des Jahres ist das italienisch angehauchte Nachbarschaftsfest "Pasta in Kaster". Im Spätsommer stellen die Alt-Kasteraner dafür Tische und Stühle auf die Straße und reihen sie zu einer langen, weißgedeckten Tafel aneinander. Jeder steuert Essen und Trinken für ein Büffet bei und dann wird gequatscht und miteinander gefeiert, oft bis in den späten Abend hinein.

Ein dunkles Kapitel der Dorfgeschichte sind die Hexenprozesse und der berühmt gewordene Werwolf-Prozess Ende des 16. Jahrhunderts. Gästeführer Bernd Küppers lässt diese grausame Zeit sehr anschaulich aufleben und demonstriert mit Freiwilligen auf der Erftbrücke am Wald die sogenannte "Hexenprobe". Dabei soll festgestellt werden, ob es sich bei den Frauen um Hexen handelt oder nicht. Perfide: Früher war diesen Frauen der Tod in jedem Fall sicher.

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