Sarah Skinazi wurde 1890 in ärmlichen Verhältnissen am Bosporus geboren, mit ihrer Familie zog sie als Jugendliche nach Thessaloniki, wo es ebenfalls eine große sephardische Gemeinde gab. Deren Lebenswelt wurde 1917 durch einen verheerenden Großbrand weitgehend zerstört. Nach dem Weltkrieg und der Massenflucht von kleinasiatischen Griechen in die europäisch-griechischen Metropolen, vor allem Athen mit seinem Hafen Piräus, entstanden dort in einem neuen, ganz eigenartigen Milieu die musikalischen Genres der Smyrnaika (Lieder aus Smyrna) und der Rembetika. Diese Großstadtlieder singen von Nostalgie und Eigensinn, von Zärtlichkeit und der Härte des Lebens, vom Haschisch und der Liebe. Sarah fasste Fuß als Sängerin in Athen, doch es dauerte mehr als zehn Jahre, bis sie 1928 ihre erste Schallplatte veröffentlichen konnte – als Roza Eskenazi. Wenige Jahre später waren es schon über 300.
„Rückblicken muss man feststellen“, heißt es im TFF-Programmheft 2012, „dass sie fast alleine dafür verantwortlich war, dass dieser Untergrundmusik der Haschischraucher und Kleinverbrecher der Durchbruch in die populäre Musikszene gelang“. Nach Erfolgsjahren und einer Durststrecke in den 60ern erlebte Roza Eskenazi in den 70er Jahren ein zwiespältiges Comeback: gefeiert wurde sie von jungen Künstlern wie Haris Alexiou und von Kennern und Freunden des Rembetiko – andere sahen in ihr nur eins „Skurrilität aus einer verblichenen Zeit“. Die Künstlerin starb 1980. Dreißig Jahre später nahm der israelische Filmemacher Roy Sher dokumentaristisch ihre Spur auf, und aus der Dynamik des Filmdrehs heraus entstand das fulminante Konzertprojekt.
Aufnahme eines Konzerts beim Festival TFF vom 7. Juli 2012 aus dem Innenhof der Heidecksburg in Rudolstadt mit
Yota Nega, Mehtap Demir und Mor Karbasi – Gesang
Kyriakos Gouventas – Geige
Dimitris Mystakidis - Gitarre, Gesang
Pavlos Pafranidis – Bouzouki
Mumin Sesler – Quanun
Dimitris Baslam – Kontrabass
Huseyin Karabulut - Perkussion
Moderation: Babette Michel
Redaktion: Werner Fuhr