WDR 3 Werkbetrachtung: Variationen über einen Walzer von Anton Diabelli
Es sollte eine gewitzte Geschäftsidee sein. 1819 schickte der Wiener Verleger Anton Diabelli einen kleinen selbstkomponierten Walzer an Musiker in ganz Österreich und bat sie, ihm je eine Klaviervariation für ein Sammelwerk zu schreiben. 51 Komponisten machten mit.
Von Antonia Ronnewinkel
Unter den Komponisten, die sich an dieser Aktion beteiligten, waren ein Mozart-Sohn, der elfjährige Franz Liszt, Franz Schubert, Carl Czerny und natürlich Ludwig van Beethoven. Der schimpfte zwar über den "Walzer mit dem Schusterfleck", lieferte aber - als letzter 1823 - ganze "33 Veränderungen" ab, in denen er die Nichtigkeit des Themas "kommentiert, parodiert, missachtet, verzaubert, zerstampft und schließlich humoristisch verklärt".
Die Variationen der anderen 50 Komponisten spiegeln den musikalischen Zeitgeist. Oft genug wird die Walzermelodie oberflächlich verziert und mit virtuosen Effekten versehen; man hört aber auch wunderbare neue Melodien, interessante Motiventwicklungen, freie Phantasien und strenge Fugen. Am weitesten vom derben Walzerthema entfernt sich Franz Schubert mit seiner singenden und sentimentalen Moll-Variation. Anton Diabelli veröffentlichte Beethovens Diabelli-Variationen op. 120 in einem eigenen Band, die Beiträge der anderen Komponisten in einem zweiten Sammelband.
Redaktion: Eva Küllmer