Schnell erklärt
Bei "Décorum" teilen sich zwei bis vier Spieler ein gemeinsames Haus: zwei Stockwerke mit Wohn- und Schlafzimmer, Küche und Bad. Hier könnten wir gemeinsam glücklich werden. Dumm nur, dass sich jeder von uns andere Dinge wünscht und niemand mit der Sprache rausrücken will.
Jeder Spieler hat eine Reihe geheimer Bedingungen, die allesamt erfüllt werden müssen, um das Spiel gemeinsam zu gewinnen. Beispielsweise kein blaues Zimmer im Haus, in jedem Zimmer ein Bild, oben nur antike Möbel.
Wer am Zug ist, darf genau eine Sache verändern: ein Zimmer streichen oder ein Möbelstück ein-, aus- oder umräumen. Weil wir bei unserer Selbstverwirklichung unweigerlich die Pläne der Mitspielenden durchkreuzen, ist schnell dicke Luft in der WG.
Einfach über unsere Wünsche reden dürfen wir nämlich nicht. Stattdessen behelfen wir uns damit, die Einrichtungsideen der anderen passiv-aggressiv zu kommentieren. Die antike Lampe im Wohnzimmer? Wär schöner, wenn die schöner wär! Die gelbe Wandfarbe im Bad? Reizend, nicht! Wird es uns trotzdem gelingen, gemeinsam glücklich zu werden?
Was macht den Spielreiz aus?
"Décorum" ist ein Logikspiel, dessen größter Reiz erstaunlicherweise nicht im Denken, sondern im Reden liegt. Jede Veränderung wird kommentiert, doch sprechen dürfen wir nur über das "Was?", niemals über das viel wichtigere "Warum?".
Wie bei Loriot entspinnt sich große Komik aus dem fortwährenden Scheitern der Kommunikation. Ganz von selbst verfallen alle in leichtes Rollenspiel – ein großer Spaß!
Doch ein Happy End ist möglich. Jede Reaktion liefert uns wichtige Hinweise auf die Ziele der Mitspielenden. Mehrmals im Spiel dürfen wir einander "das Herz ausschütten" – und genau eines unserer Ziele mit einem Mitbewohner teilen.
So wird aus Zank und Zwist nach und nach Zusammenarbeit. Und anders als im echten Leben gibt es garantiert immer eine Hauseinrichtung, mit der am Ende alle glücklich sind.
Wer hat Spaß?
Logiker und Lästermäuler sind in diesem Haus herzlich willkommen – gerne auch im Doppelpack. 20 Zwei-Spieler-Szenarien mit ansteigender Schwierigkeit fordern logisches Denken und gegenseitige Toleranz heraus. Zehn weitere Szenarien sind für das Spiel zu dritt oder viert gedacht.
Wer die Bedürfnisse der Mitspielenden nicht respektiert und mit dem Kopf durch die Wand will, hat in dieser WG schlechte Karten. Auch Menschen mit geringer Geduld und Frustrationstoleranz suchen sich besser eine andere Bleibe.
Fazit
Logikspiele sind oft eher eigenbrötlerische, schweigsame Angelegenheiten. Nicht so "Décorum": Hier wird gelästert, geflucht und viel gelacht. Ein einzigartig witziger WG-Simulator.
Décorum
Charlie Mackin, Harry Mackin & Drew Tenenbaum
Skellig Games / Floodgate Games
2-4 Spieler:innen ab 10 Jahren, ca. 45 Minuten
ca. 45 Euro