Schnell erklärt
Die japanische "Bonsai"-Gartenkunst (etwa "Baum in der Schale") lässt lebendige Kunstwerke wachsen. Miniatur-Bäume, die ihren großen Verwandten in der freien Natur exakt gleichen, nur dass sie um ein Vielfaches kleiner sind.
Im Spiel "Bonsai" wollen wir selbst ein solches Bäumchen heranziehen. Ausgehend von unserer Schale legen wir dazu sechseckige Plättchen aneinander, die Holz, Laub, Blüten und Früchte zeigen. Die Legeregeln sind simpel, aber einleuchtend: Holz an Holz für Stamm und Äste, daran die Blätter und an diesen schließlich Blüten und Früchte.
Wer am Zug ist, darf entweder "Meditieren" und dadurch neue Plättchen und Zen-Karten erhalten oder "Kultivieren" und gesammelte Plättchen an den eigenen Baum anlegen. Welche und wie viele hängt von den eigenen Zen-Karten ab. Sind alle Karten verteilt, endet das Spiel. Sieger ist, wer durch seinen Baum und die erreichten Ziele die meisten Punkte hat.
Was macht den Spielreiz aus?
"Bonsai" verinnerlicht die zentralen Gedanken des Zen: Einfachheit, Eleganz und Naturverbundenheit. Entsprechend ruhig und entspannt ist das Spielgefühl. Weil wir nur eine begrenzte Zahl von Plättchen aufbewahren können, entsteht ein immer wiederkehrender Rhythmus aus Planung und Wachstum.
Das Tollste daran: Die entstehenden Bäumchen sehen tatsächlich wie echte Bonsais aus. Und zwar fast wie von selbst, einfach, weil die Regeln die passenden Formen fördern und belohnen.
Drei zufällige Zielarten pro Partie lassen uns um verschiedene Wuchsformen wetteifern und sorgen für Abwechslung. Hier kommt erstmals so etwas wie Dringlichkeit auf, denn jedes Ziel kann nur von einem einzigen Spieler erfüllt werden – je besser, desto einträglicher.
Wer hat Spaß?
"Bonsai" ist ein ideales Spiel für alle, die Freude daran haben, den Dingen ganz relaxed beim Wachsen und Gedeihen zuzusehen. Sieg oder Niederlage sind am Ende fast nebensächlich, es überwiegt der Stolz auf das eigene Winzlings-Gewächs. Nur ganz Willensstarke können der Versuchung widerstehen, ihrem Bäumchen ein fotografisches Denkmal zu setzen.
Streng wettkampforientierten Spielertypen hat "Bonsai" wenig zu bieten. Auch die zuverlässig angenehm kurze Spieldauer hat ihre Tücken: Wer zu viel will oder vergisst, sich rechtzeitig ein Ziel zu sichern, kann vom Spielende kalt erwischt werden.
Fazit
Herrlich entspannt, thematisch stimmig und eine echte Augenweide: "Bonsai" ist ein kleines, feines Wohlfühlspiel, das seinem Vorbild alle Ehre macht.
Bonsai
Rosario Battiato, Massimo Borzì & Martino Chiacchiera
Kosmos
1-4 Spieler:innen ab 8 Jahren, ca. 30-45 Minuten
ca. 35 Euro