COSMO Tech - Internet in Zeiten von Corona
Stand: 31.03.2020, 00:00 Uhr
Seit Corona arbeiten mehr Menschen im Home Office als jemals zuvor – mit all den damit verbundenen Vorteilen und Herausforderungen. Gleichzeitig gehen Gamer ins Netz – und die Menschen schauen Filme und Serien in Streamingdiensten. Kann unser Netz das auf Dauer aushalten? Ist es wirklich nötig, dass Streamingdienste ihre Qualität reduzieren? Darüber streiten Dennis Horn und Jörg Schieb in COSMO TECH.
Von Dennis Horn und Jörg Schieb
Corona sorgt für einen Ausnahmezustand – in allen Bereichen unseres Lebens. Das Virus bestimmt unseren Alltag, die Medien – und ist auch im Netz ein großes Thema. Viele Dienste sind überlastet, weil plötzlich so viele hineinströmen. Die Netz-Infrastruktur selbst soll in Gefahr sein – und einige Anbieter drosseln das Tempo. Was aber womöglich eine reine PR-Aktion sein könnte. Oder zumindest ein Missverständnis.
Plötzlich quälen sich alle mit Home Office und Ausstattung herum – und merken: Hoppla, ist ja gar nicht so schlecht. Das könnte uns alle und das Berufsleben in Zukunft total verändern. In der aktuellen Ausgabe von Cosmo Tech sprechen über die Folgen von Corona – im Netz.
[03:02] Home Office im Aufwind
Homeoffice ist das Motto der Stunde. Wer immer kann, der erledigt seine Arbeite von zu Hause aus. Ein Schreiner, Dachdecker oder eine Friseurin kann das naturgemäß nicht, die vielen Menschen, die aber sowieso die meiste Zeit vor dem Rechner sitzen, aber sehr wohl. Deshalb richten sich Millionen von Menschen aktuell einen Arbeitsplatz zu Hause ein.
Das ist durchaus mit einige Hürden verbunden. Mit organisatorischen: Besser am Wohnzimmertisch Platz nehmen oder am Esstisch? Aber auch ergonomischen – und technischen.
[04:45] Überlastung vieler Dienste
Ab ins Home Office und mit dem eigenen Rechner oder mit dem Notebook des Unternehmens via Internet ins Firmennetzwerk und arbeiten – wie gut klappt das? Millionen Menschen sind nun über Internet mit der Firma verbunden...
Das hängt von vielen Faktoren ab. Bei vielen klappt es ziemlich gut: Erst mal den eigenen Rechner oder das von der Firma gestellte Notebook einrichten, eine Arbeitsecke frei räumen, mit dem Internet verbinden – dann kann es losgehen. Mit Kunden oder Kollegen E-Mails austauschen, Video-Chats abhalten, Dokumente bearbeiten – auch im Team --, das ist normalerweise gar kein Problem.
Der Büroalltag hat sich schließlich geändert: Die meisten Daten und Akten sind heute ohnehin digital gespeichert und lassen sich vom Büro genauso einfach abrufen wie aus dem Home Office. Jedenfalls grundsätzlich. Die Digitalisierung erweist sich gerade als enormer Vorteil. Ohne die Digitalisierung lägen nun große Bereiche der Wirtschaft lahm, doch dank Digitalisierung funktioniert eine Menge noch.
[08:30] IT-Systeme müssen besser ausgestattet (dimensioniert) werden
Vieles ist schlichtweg überlastet. Viele Unternehmen, auch große, sind gar nicht auf viele externe Home-Arbeitsplätze eingerichtet. Normalerweise sind es eine kleine Zahl – plötzlich ein Vielfaches. Manchmal liegen nicht genügend Lizenzen vor, die technischen Kapazitäten reichen nicht, die Server ächzen unter der Last, die Zugänge sind beschränkt: Das zeichnet kein gutes Bild von der IT in vielen Unternehmen.
Sie haben ihre Ressourcen zu knapp bemessen – und das rächt sich jetzt. Aber nicht nur bei kleinen Unternehmen. Microsoft zum Beispiel stellt ein Profi-Team-Tool namens Teams zur Verfügung. Das Netzwerk ächzte die letzten Tagen unter der Last. Nix Cloud und beliebig erweiterbar, sondern auch ein Flaschenhals. So etwas dürfte nicht sein: Vor allem bei den großen Anbietern sollten die Ressourcen dynamisch reagieren. Es dürfte zu keinen Engpässen kommen. Doch es gab viele. Da muss die IT unbedingt lernen und in Zukunft besser werden
[14:07] New Work: Gespräch mit Andreas Weck T3
Wir haben mit einem sogenannten "New Work Experten" gesprochen. Andreas Weck vom Magazin T3n. Er beschäftigt sich intensiv mit der Frage, wie neues Arbeiten aussieht. Auch Home Office. Arbeiten mit digitalen Werkzeugen. Oder mit Vertrauensarbeitszeit“. Er hat Tipps auf Lager, wie das mit dem Home Office gut funktionieren kann
Im Podcast haben wir nur einige Tipps von Andreas Weck vorgestellt. Er und seine Kollegen haben einen umfangreichen Ratgeber geschrieben: Wie den Arbeitsplatz einrichten? Was bei Pausen beachten? Welche Technik braucht ihr? Welche Software ist praktisch? Diesen Guide gibt es als PDF kostenlos(!) zum Download.
[22:10] Gespräch mit Klaus Rodewig
Viele von uns arbeiten in diesen Tagen zu Hause. Home Office. Wir sprechen per Skype, Facetime oder was auch immer miteinander. Die Kinder sind auch zu Hause. Corona-Ferien. Viele machen Online-Hausaufgaben zu Hause, daddeln online-Spiele oder gucken Serien am Stück. Überhaupt wird das Netz gerade mehr genutzt als sonst.
Wir sprechen im Podcast mit Klaus M. Rodewig. Er ist Sicherheitsberater und Entwicklungsleiter bei der modzero GmbH sowie Mitglied im Expertenkreis Cyber-Sicherheit des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnologie. Er programmiert und analysiert seit über 20 Jahren Software und hilft seinen Kunden dabei, sichere Software zu produzieren. Seine Schwerpunkte sind dabei mobile Apps und Infrastrukturen in den Bereichen Banken, Versicherungen und E-Health
(Wir bitten die Gesprächsqualität mit Klaus Rodewig zu entschuldigen. Wir konnten das Schaltgespräch nicht im Studio führen, deshalb ist die Tonqualität beim Gesprächspartner etwas eingeschränkt und mit Störgeräuschen versehen.
[23:45] Wird es eng im Netz? Die Auslastung
Die Home-Office Leute sind nicht das Problem, zumindest so lange sie nicht eine Vicdeokonferenz nach der anderen machen. Webseiten, Mails, Chats oder auch Fotos sind nicht das Problem. Online-Spiele wie Fortnite, transportieren große Datenvolumen. Streaming ist der größte Sünder. Die meisten Onlinespiele sind zurückhaltender. Fortnite und vergleichbare Spiele sind besonders, weil hier schier unglaubliche Datenmengen live übertragen werden müssen.
Aber Streaming verbraucht mehr. Man muss wissen: Bei einem Stream in HD-Qualität werden schon große Datenmengen benötigt, wer in 4K-Auflösung schaut braucht schon die vierfache Datenmenge. Dasselbe gilt natürlich auch für Youtube-Videos. Wenn nun viel mehr Menschen als sonst gleichzeitig streamen oder Fortnite spielen, ist das eine messbare Belastung für das Netz
[30:10] Bremse bei Netflix, Sky, Youtube und Co ist "purer Aktionismus"
Um den Datenverkehr im Netz zu drosseln – und so die Netz-Infrastruktur zu schützen –, bittet EU-Kommissar Thierry Breton die Streamingdienste, eine geringere Bildqualität zu liefern. Netflix und Co. haben dem Wunsch entsprochen – und reduzieren die Bildqualität für 30 Tage. "Purer Aktionismus", sagt unser Gast Klaus Rodewig.
Kontakt
E-Mail: cosmotech@wdr.de
Die nächste Ausgabe von COSMO TECH erscheint am 14. April 2020