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Albumcover "Y2K!" von Ice Spice - Ice Spice vor einer mit Graffiti besprühten Wand und einem "Subway"-Schild

"Y2K!" - Ice Spice' Drill-Sound mit Augenzwinkern

Stand: 31.07.2024, 09:00 Uhr

Rap-Prinzessin Ice Spice aus New York ist in kürzester Zeit zum Welterfolg geworden. Jetzt veröffentlicht sie mit "Y2K!" ihr Debütalbum.

Von Negisa Blumenstein

An ihrem viralen Hit "Munch" führt 2023 auf TikTok & Co kein Weg vorbei. Die New Yorker Rapperin mit afro-amerikanischen und dominikanischen Roots rappt hier über einen Liebhaber, der sie zwar befriedigt, aber sonst wenig interessiert. Seitdem wird die 24-Jährige als die nächste große Rap-Prinzessin gesehen. Schon jetzt ist sie vierfach Grammy-nominiert – und das alles, bevor es je ein Album gab.

Ihr Debütalbum hat Ice Spice nämlich erst jetzt veröffentlicht: "Y2K!" soll an die 2000er erinnern, ist aber kein nostalgisches Album. Bekannt ist die US-Amerikanerin vor allem für ihren Bronx-Drill-Sound. Klopfende, verschobene Beats treffen auf ihre kühle, fast schon arrogante Stimmlage, mit der sie darüber flext, wie krass sie ist. Zu ernst bleibt sie dabei jedoch nie, verpackt alles lieber in lustige Wortspiele, wie etwa bei der ersten Single aus dem Album "Think You the Shit (Fart)": "Du denkst, du bist der heiße Scheiß, dabei bist du nicht mal der Furz", rappt Ice Spice frech in gewohnt tiefer Tonlage. Mit Videospiel-Sounds und Anspielungen auf Super Mario lockert Ice Spice das sonst recht düster produzierte Album auf.

Die Platte ist mit 23 Minuten ziemlich kurz und die Songs bleiben alle unter der 3-Minuten-Marke. Zum Zeitgeist der Gen Z passt das allemal – gerade bei TikTok und Spotify müssen Tracks schnell zum Punkt kommen. Ice Spice selbst ist am 1. Januar 2000 geboren und damit natürlich auch ein Gen-Z-Baby.

Taylor Swift, Drake und Barbie

In den vergangenen zwei Jahren wurde die Musikerin mit einigen Prominenten in Verbindung gebracht: Mit Taylor Swift ist sie befreundet, Drake bekannte sich bereits als Fan ihrer Musik und in Nicki Minaj fand sie eine Mentorin. Schon längst ist sie im Mainstream angekommen – spätestens seit ihrem gemeinsamen Cover von "Barbie World" mit Nicki Minaj für den Barbie-Soundtrack letztes Jahr oder dem Feature auf dem Remix von Taylor Swifts "Karma".

Auf "Y2K!" besinnt sich Ice Spice jedoch wieder zurück auf das Drill-Genre. Dieses wurde in den 2010er-Jahren vorrangig von männlichen Rappern dominiert – Ice Spice mischt die Szene mit Texten über weibliche Sexualität und Empowerment auf. Ihr Sound ist dabei etwas weicher und poppiger, was bereits für Kritik aus den eigenen Reihen gesorgt hat. Trotzdem sind auch Features auf ihrem Album vertreten, darunter Travis Scott, Gunna und Central Cee. Sie beweist sich als ernstzunehmende Rapperin, die gleichzeitig extrem viel Pop-Appeal besitzt.

Rapperin und Popstar

Tatsächlich ist sie zu einem Pop-Phänomen geworden – und das nicht zuletzt aufgrund ihres Social Media-Auftritts. Ihre erste Single nahm sie auf, nachdem ein Twerk-Video von ihr auf TikTok viral ging. Sie inszeniert sich in 2000er-Outfits, viel Pink, Plüsch und Bling-Bling; dazu ihre kupferroten Haare als Markenzeichen. Sie sexualisiert sich mit ihren Looks, aber auch ihren Texten selbst – ähnlich wie zum Beispiel Cardi B oder Megan Thee Stallion – und versteht das als feministisches Statement. All das macht Ice Spice aber immer mit einem Augenzwinkern und trifft damit den Zeitgeist.