Live hören
Jetzt läuft: mangata von Judeline
Underworld - “Strawberry Hotel”  - Eine Kommode vollgestellt mit Tingelkram, Puppen, Lämpchen, Bildern und illuminiert im poppigem gelb-rotem Spektrum.

Underworld - “Strawberry Hotel”

Stand: 23.10.2024, 12:40 Uhr

Nach sechs Jahren gibt es wieder ein neues Album von Underworld. Das Duo lädt ein ins "Strawberry Hotel" zu einem Trip von einem Album – mit bewährtem 90s Techno-Sound und ungewöhnlichen Klangexperimenten.

Von Marc Mühlenbrock

Underworlds Überhit "Born Slippy" bereicherte 1996 erst den Kultfilm "Trainspotting" und dann gefühlt eine Million Parties auf der ganzen Welt. Der Song weckt aber nicht nur Nostalgie, sondern wird auch heutzutage als Ausgeh-Hymne geschätzt. Menschen, die damals noch gar nicht geboren waren, feiern dazu auf Raves. Das 90s Revival ist gut für Underworld.  Auch auf ihrem neuen Album "Strawberry Hotel" klingt ihre Musik nach dem letzten Jahrzehnt vor der Jahrtausendwende.

Party Pause

Underworld besteht aus dem Duo Karl Hyde und Rick Smith. Seit 1987 machen die beiden Waliser gemeinsam Musik. "Strawberry Hotel" ist ihr elftes Album, das erste seit sechs Jahren – die Pandemie ist schuld. Vergangenes Jahr gab es das erste Lebenszeichen von Underworld mit dem reduzierten, clubbigen Track "and the colour red". Der Song ist nun auch mit drauf auf dem Album.

Check-in ins Erdbeer-Hotel

Merkwürdige Album-Titel sind Tradition bei Underworld. Auch das "Strawberry Hotel" gehört dazu. Es ist ein fiktiver Ort, von dem Underworld sagen, dass jeder Track für ein anderes Zimmer in diesem "Erdbeer-Hotel" steht. Einige haben knallharte Techno-Beats und Karl Hydes dringlichen Sprechgesang ("Denver Luna"), andere sphärische Synthies mit Chorgesang ("Lewis in Pomona"), manchmal schrauben sich Songs hoch zu großen Hymnen, dass die Endorphine nur so fließen ("Hilo Sky"). Und "Techno Shinkansen" erinnert fast an ihren großen Hit "Born Slippy". Aber es gibt auch Experimente wie Spoken Word Poetry ("Ottavia"), eine A Capella Version von "Denver Luna" oder ein Finale mit Akustikgitarre ("Stick Man Test").

Born Trippy

Underworld haben zum Album nur eine Bitte ausgesprochen: Man solle nicht shufflen, sondern die Songs genau in der Reihenfolge hören. Nicht etwa, weil es den perfekten Ablauf einer Clubnacht spiegelt – das Album ist mehr als das. Es ist ein Trip. Im "Strawberry Hotel" gibt es weder Zeit noch Raum. Nichts ist greifbar. Insofern erscheint es weniger wie ein klassisches Hotel als ein amorphes, futuristisches Hippie-Festival, bei dem man auf einem verspiegelten Dancefloor mitten im Wald tanzt und gar nicht mehr weiß, ob die Sonne gerade auf oder untergeht – aber auch das kann sich ja hinter einer Tür verbergen, zu einem Zimmer im "Strawberry Hotel".