Thee Heart Tones - Forever & Ever

Thee Heart Tones - "Forever & Ever"

Stand: 28.08.2024, 09:00 Uhr

Mit einer ordentlichen Portion Retro-Flair ging es für die junge Soul-Band Thee Heart Tones aus den USA quasi von der Highschool ins Musikstudio. Ihr Debüt-Album "Forever & Ever" ist im Sound konsequent und eine Hommage an ihre Wurzeln.

Von Kai Brands

Handgemacht und solide

Die sechs Bandmitglieder aus Hawthorne im Südwesten von Los Angeles sind alle um die 20 Jahre alt. Zu Schulzeiten haben sie angefangen gemeinsam Musik zu machen und haben teilweise zusammen in einer Metal-Band gespielt, wie sie im Interview mit Plattensammler Waxvillain erzählt haben. Inspiriert u.a. von der Plattensammlung vom Vater von Bandleader und Keyboarder Ricky Cerezo kam die Idee, sich an Soul zu probieren.

Vor allem auf langsame Soul-Balladen mit großem Vintage-Charme (u.a. "Don’t Take Me As A Fool") scheinen Thee Heart Tones eine Art Schwerpunkt beim Songwriting für ihr Debüt-Album "Forever & Ever" gelegt zu haben. Überwiegend unaufgeregte, natürliche Drums, Gitarren- und Orgel-Sounds wie aus vergangenen Jahrzehnten und schlichte Basslines sorgen für einen aufgeräumten Klangteppich, auf dem Sängerin Jazmine Alvarado, die von Ricky Cerezo kontaktiert und für die Band gewonnen werden konnte, ihre getragenen und auch mal kratzigen, aber stets gefühlvollen Vocals ausbreitet.

Chicano Soul

"Wir wollen junge Chicanos mit ihrem Erbe verbinden. Und wir wollen alte und junge Leute vereinen", sagt Ricky Cerezo über den Wunsch der Band. Als US-amerikanische Band mit mexikanischen Wurzeln, die einen alten Sound in die Moderne trägt, verkörpern sie diesen Wunsch. Thee Heart Tones beziehen sich dabei auch auf "Chicano Soul" - Soul-Musik vor allem aus den 60ern und 70ern von US-amerikanischen Artists mit mexikanischen Wurzeln wie z.B. Sunny (Ozuna) & The Sunliners, Thee Midniters oder El Chicano.

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Der Begriff "Chicano" bzw. "Chicana" galt zunächst als abwertend. Mit den Bürgerrechtsbewegungen und dem Aktivismus von US-Amerikaner*innen mit mexikanischen Wurzeln ("Chicano Movement/El Movimiento") wurde der Begriff ab den 60ern aus der Community heraus zunehmend zum Self-Empowerment und im gesellschaftlichen und politischen Kampf gegen Diskriminierung und für Gleichberechtigung etabliert. Vor allem im Südwesten der USA, wo die mexikanisch-US-amerikanische Community mit Blick auf die Geschichte größer ist. Die Identität fand und findet kulturell u.a. in der Musik und damit auch in Chicano Soul eine von vielen Ausdrucksformen. Thee Heart Souls greifen sie u.a. im Artwork, in den Visuals und in ihrer Musik auf.

Am deutlichsten wird das auf dem Album im einzigen spanischsprachigen Song "Sabor A Mi". Mit dem Song wollen sie dem Publikum verdeutlichen, dass sie sich auf ihre eigenen Wurzeln beziehen, sagt Sängerin Jazmine Alvarado. "Sabor A Mi" ist ein Cover-Song. Im Original stammt er aus den späten 50er-Jahren vom mexikanischen Songwriter Álvaro Carillo, wurde danach viele Male neu-interpretiert und gilt als ein Klassiker des Chicano Soul. The Heart Souls orientierten sich an der Version von El Chicano. Der Track bildet zusammen mit "Somebody Please" (im Original von der US-Band The Vanguards) die einzigen Cover auf dem Album.

Newcomer und Szene-Größen

Bei der Album-Produktion konnte sich die junge Band über Support von den Produzenten und Musikern Leon Michels a.k.a. "El Michels Affair" und Tommy Brenneck, u.a. bekannt als Bandleader der Instrumental-Band Menahan Street Band, zwei Big Names der Retro-Funk und -Soul-Szene, freuen. Beide stehen für einen lässigen Vintage-Sound, der auch auf "Forever & Ever" eindeutig rüberkommt. Leon Michels wurde auf Thee Heart Tones aufmerksam, hat sie bei seinem Label Big Crown gesigned und ist nach L.A. geflogen.

Dort haben sie innerhalb von fünf Tagen im Diamond West Studio von Tommy Brenneck in Pasadena die Songs aufgenommen. Entstanden sind diese vielen Downtempo-Tracks fürs romantische Slow-Dancing. Es sind ganz klassische Love-Songs, durchaus auch mit viel Herzschmerz über Trennungen und Liebeskummer. Thee Heart Tones führen mit ihrem Debüt-Album "Forever & Ever" insgesamt konsequent und scheinbar mühelos das Chicano Soul-Revival der letzten Jahre an der Seite anderer etablierterer Artists wie Thee Sacred Souls oder Los Yesterdays weiter fort.