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Cover Tkay Maidza: "Sweet Justice"

Betörend verstörend

Tkay Maidza: "Sweet Justice"

Stand: 08.11.2023, 09:26 Uhr

Tkay Maidza ist eine der interessantesten MCs Australiens und ein wahres Style-Chamäleon. Auf ihrem zweiten Longplayer "Sweet Justice" singt und rappt sie über Trennungsstress und Selbstermächtigung.

Von Adrian Nowak

In der HipHop-Welt neigen MCs gerne mal zu Übertreibung oder zur Verherrlichung von Materialismus. Aber eine zweite teure Handtasche zu kaufen, um seine teure Handtasche rein zu tun, darauf muss man erst Mal kommen. "I should buy my bag a bag" spittet Tkay Maidza sarkastisch in "WUACV" (Woke up and chose violence)". Dabei ist der Track viel mehr als platte Zurschaustellung von Reichtum, es geht um Selbstermächtigung und Selbstvertrauen, gespickt mit einer guten Portion schwarzen Humor.

Falscho LoFi-Fährten

Das brachiale Lo-Fi-Rap-Massaker ist eines der Highlights auf "Sweet Justice", dem zweiten Album der australischen Rapperin Tkay Maidza. Dabei ist Rapperin viel zu kurz gegriffen, die Lady ist Neo Soul-Croonerin, Faststyle-Göttin und Stilikone, ihre Tracks sind mindestens so farbenfroh wie ihre abgespaceten Outfits.  Ähnlich düster klingt sie auch auf der Single "Silent Assasin" für den ihr Australiens Starproducer Flume einen düsteren Beat mit verzerrten Quietschsounds geschraubt hat.

Minimalistisch Missy Elliott-mäßig klingt sie auf "Ring-a-Ling", in dem die 28-jährige mühelos zwischen rasanten Raps und R&B-Gesang hin und her switcht. Doch diese relativ rauen Singles, die im Vorfeld des Albums erschienen sind, haben die Fans eigentlich in die Irre geführt. Denn die "Sweet Justice" ist tatsächlich ziemlich sweet und groovy.

Gorovy Trennungsglück

Da wäre zum Beispiel das Stück "Ghost!", das als Ballade beginnt und als 80er-Jahre-Vocal-House fortgesetzt wird, wunderbar inszeniert von Beatwizard Kaytranada. Als Kontrast zum smoothen Backing hören wir einen Text, in dem sie energisch mit ihrem Freund Schluß macht und erklärt, dass sie auf seine Abschlusspredigt verzichten kann: "Why keep talking that shit to me?"

Der Beat zu "Won One" erinnert ein wenig an 90er Jahre RnB à la Destinys Child - mit hektischen Beats im Stile von Darkchild oder Timbaland. Im Text geht es um unechte Gefühle und einige Melodien erinnern irgendwie an den französischen Trashpop Song "Femme Like U" von K.Maro. Interessant ist auch "Gone To The West" mit dem Rapper Duckwrth. Darin hören wir ein Sample aus Bernard Wright’s "Spinnin", die Bläserpassage wurde weltbekannt als Teil des Rap-Superhits "I Wish" von Skee-Lo. Auch auf den anderen Lieder gibt es viele warme jazzige Akkorde und Ausflüge in unterschiedliche Genres.

Gerechtigkeit und Genrebending

"Sweet Justice" ist nur zum Teil ein Album über Gerechtigkeit oder gar Rache. Es geht zwar oft um enttäuschte Beziehungen, aber auch darum, dass Tkay sich nach schwierigen Situationen weiter entwickelt. Und viele Songs sind einfach sehr selbstbewusste Raps über all das was sie sich in den letzten zehn Jahren aufgebaut hat. Das Neo Soul-Stück "Walking On Air" ist das große Finale, ein versöhnlicher Pop-Moment in dem sie innere Ruhe findet und sich auf ihre persönliches Wachstum konzentriert. Tkay Maidza präsentiert sich auf "Sweet Justice" oft sehr melodisch, aber nicht unbedingt versöhnlich, dafür aber immer als selbstbewusste Frau mit Style und Skills.