Cover des Albums "Ghana Special 2 - Electronic Highlife & Afro Sounds In The Diaspora (1980 - 93)": Wildes gelb-beiges Muster aus Zacken und Punkten

"Ghana Special 2" - Erzählungen von Diaspora, Disco und Drummachines

Stand: 29.05.2024, 09:00 Uhr

Der Sampler "Ghana Special 2" zeigt die Musik der ghanaischen Diaspora der 80er, als die Menschen ihren Highlife mit internationalen Stilen vermischten. Eine liebevolle Hommage an eine Zeit voller musikalischer Innovationen, Austausch und Experimentierfreude.

Von Adrian Nowak

Die späten 70er und frühen 80er waren eine wirtschaftlich und politisch schwierige Zeit in Ghana. Drei Militärputsche und ökonomische Probleme zwangen viele Menschen aus Ghana ins Ausland zu gehen. Viele versuchten ihr Glück in westafrikanischen Ländern wie Benin oder Nigeria, andere zogen ins UK, nach Schweden oder Deutschland – darunter auch zahlreiche Musikschaffende.

Burger Highlife

In Städten wie Hamburg, Berlin oder Bremen erforschten Bands aus Ghana neue Trends wie Disco, Boogie, Reggae und Funk und mischten sie mit Sounds und Sprachen aus der Heimat. Ihre Songs spielten sie auch gemeinsam mit Deutschen ein und experimentierten mit damals neuartigen Instrumenten wie Drummachines oder Synthesizern. Dabei entstand ein Sound namens "Burger Highlife". Der Begriff setzt sich zusammen aus der ghanaischen Tanzmusik Highlife und dem deutschen "Bürger", das einfach ohne Umlaut geschrieben wurde.

George Darko aus Akropong wurde zu einem wichtigen Stars der neuen Strömung. Er lebte bis 1988 in Deutschland, sein "Akoo Te Brofo" von 83 wurde zum Klassiker und auch auf einem US-Label veröffentlicht.  Auf "Ghana Special 2" hören wir ihn mit "Kaakyire Nua", einem treibenden Boogie-Stomper mit afrikanischen Call & Response Gesang und schrägem Saxophon-Solo. (Fun Fact am Rande: Darko ist der leibliche Vater des deutschen Rappers Manuellsen).

Diaspora Disco

Eine weitere wichtige Figur der Szene war Pat Thomas, der Anfang der 80er viel Zeit in Berlin verbracht hat. Die "Golden Voice Of Ghana" ist seit den 70ern aktiv und in seiner Heimat eine Legende. In Berlin begann er mit Burger Highlife zu experimentieren, als er 1984 in die Heimat zurückkehrte nahm er Lieder wie "Gye Wani" auf, die stark von Boogie und Funk beeinflusst waren.

Der Musiker Dadadi aka Delips Apo versuchte sein Glück in Schweden, wo der Song "Jigi Jigi" entstand, der mit Elementen aus karibischem Zouk, Soca und Latin Music auf die Tanzfläche einlädt. Im Text besingt er auch den Mix verschiedener Genres, spricht von "New combination", "Soca in caribbean", "Funky music in New York" und "Afro music in Africa".

Am Ende der musikalischen Reise durch Ghanas Diaspora mischt der nach Großbritannien ausgewanderte Nana Budjei in "Asobrachie" traditionelle Akan-Musik mit Reggae-Offbeat und cheesy Synthie-Sounds.

Tradition und Trash

Solche Tracks offenbaren die Schwachstellen von "Ghana Special 2". Denn während in der ersten Folge "Ghana Special" funky Bläser und hochmusikalische Tanzkapellen zu hören waren, hören wir nun in einigen Songs billige Synthies und steife Drum-Machine-Grooves. Das ist sicher nicht jederpersons Sache, doch wenn wir über die vier, fünf trashigen Songs hinwegsehen finden sich allerhand gut gelaunte, schwer tanzbare Floorfiller. Sie machen "Ghana Special 2" zu einem spannenden Zeitdokument voller rarer Perlen und einem wunderbaren Zeugnis für die einende Kraft der Musik.