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Cover Emiliana Torrini: "Miss Flower" / Zwei Frauen im Bild

"Miss Flower" - Emiliana Torrini vertont Liebesbriefe

Stand: 26.06.2024, 09:00 Uhr

Emiliana Torrini wurde durch ihren Hit "Jungle Drum" 2008 weltberühmt. Nach einem Jahrzehnt ist die isländische Musikerin mit italienischen Wurzeln jetzt mit "Miss Flower" zurück – einem Konzeptalbum, das auf Liebesbriefen beruht.

Von Negisa Blumenstein

"Miss Flower" erzählt die Geschichte einer besonderen Frau: Es geht um die Mutter einer guten Freundin von Emiliana Torrini, Zoe Flower. Immer, wenn sie diese in London besuchte, verbrachte sie gleichzeitig viel Zeit mit ihrer Mutter, Geraldine Flower, denn die beiden wohnten in einem Haus. Nach Geraldines Tod fanden die beiden Frauen eine Kiste mit hunderten Liebesbriefen auf deren Dachboden. Diese stammen von unzähligen Verehrer:innen aus aller Welt – England, Australien, USA und der Karibik. Ganze neun Heiratsanträge gingen daraus hervor, die Geraldine jedoch alle ablehnte.

Spionage, Herzschmerz und Begierde

Das Album beginnt mit "Black Water" wie ein Film Noir. Mysteriöse TripHop-Beats treffen hier auf Spoken Word. Einer der Verehrer von Miss Flower arbeitete beim Geheimdienst und wird hier aus seinen Briefen an sie zitiert. Emiliana Torrini fügt jedoch immer wieder auch fiktive Teile hinzu und spinnt die Liebesgeschichten, die sich ergeben, weiter. Die meisten Songs singt sie aus der Perspektive der Vereher:innen – dabei geht es um Themen wie Herzschmerz und Begierde.

Letztere spielt im Titel-Song "Miss Flower" eine große Rolle, einem groovigen Stück mit elektronischen Elementen und Latin-Gitarre, die das Geühl von Sehnsucht verstärkt, von dem Emiliana singt. Doch auch wenn einige Songs auf dem Album durch Pop- und Folk-Einflüsse tanzbar daherkommen – es bleibt durch die intimen, gehauchten Vocals immer geheimnisvoll. Die Auszüge aus den Briefen sind kryptisch und laden dazu ein, zwischen den Zeilen zu lesen.

Ein Symbol für weibliche Selbstbestimmung

Unter den Liebesbriefen fanden Emiliana Torrini und ihre Freundin Zoe keinen einzigen Brief von Geraldine Flower selbst. Torrini hatte das Album schon fast fertiggestellt, als plötzlich ein Liebesgedicht auftauchte, das aus Geraldines Feder stammt. Auf "Love Poem" kommt diese besondere Frau schließlich selbst zu Wort; sie schreibt über eine vergangene Sommerliebe. Begleitet werden die zarten Vocals von einem reduzierten, pulsierenden Synth-Beat.

Emiliana Torrini hat mit Geraldine Flower eine Muse gefunden, in deren Wohnung sie während der Albumproduktion sogar wohnte. Schon zu Lebzeiten teilte Geraldine Anekdoten aus ihrem Leben in den 60er- und 70er-Jahren in London. Gerade für diese Zeit wurde sie für die Musikerin ein Symbol für weibliche Selbstbestimmung. Trotz der zahlreichen Verehrer:innen und Heiratsanträge blieb sie bis zum Ende unabhängig und reiste lieber durch die Welt - "Miss Flower" eben.