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Annie and the Caldwells

Annie and the Caldwells: "Can´t Lose My (Soul)"

Stand: 27.03.2025, 10:36 Uhr

Die Gospel-Band Annie and the Caldwells ist eine Familie. Seit den Achtziger Jahren macht sie gemeinsam Musik. Aber erst jetzt ist das Debütalbum "Can´t Lose My (Soul)" erschienen

Von Philipp Kressmann

In der Band von Annie Caldwell kommt ihre ganze Familie zusammen. Mit ihrem Ehemann hat sie Annie and the Caldwells gegründet, heute gehören ihre Kinder und eine Patentochter zu den Bandmitgliedern. Die Band aus Mississippi spielt schon seit Jahrzehnten Gospel und Soul live in Kirchen, ist aber nie so richtig bekannt geworden - bis David Byrne, der Sänger der Talking Heads, auf Annie Caldwell aufmerksam wurde.

Kirchenbesuch mit Funk-Gitarre

Sein Label Luaka Bob hat Musik von Caldwells erster Band aus den Siebzigern, den Staples Jr. Singers, wiederveröffentlicht. Dann kam die Plattenfirma auf die Idee, dass Annie Caldwell endlich auch ein Album mit ihrer gesamten Familie aufnimmt. "Can´t Lose My (Soul)" ist nun erschienen. Die Musik klingt nach Gospel und wurde sogar in einer Kirche aufgenommen, die sich ganz in der Nähe von Annie Caldwells Zuhause befindet.

Songs wie das euphorische und tanzbare "I Made It" klingen aber auch nach Funk. Gitarren und Bass erinnern hier teilweise an Chic, die legendäre Disco-Band von Nile Rodgers. Und dann gibt es soulige Grooves im Retro-Soul-Stil. "Don't You Hear Me Calling" ist zum Beispiel ein ruhiges und eher langsames Lied, in dem man die Gospel-Tradition besonders gut raushören kann.

Die Power der Community

Religion spielt in Musik von Anne and the Caldwells eine zentrale Rolle: In den Songs geht es um den Glauben an Gott und die Kraft der Community. Die Lieder sind dabei aber auch biographisch geprägt und erzählen über das Leben der Frauen. In den Texten geht es unter anderem um einen schweren Krankheitsfall in der Familie, aber auch um Heilung im körperlichen wie spirituellen Sinne. Annie and the Caldwells erzählen Geschichten, manche sind wie Bekenntnisse angelegt.

Das gilt beispielsweise für "Wrong", die erste Single aus dem Album. Dieser tanzbare Song klingt nach RnB und Uptempo Funk. Hier ist auch Tochter Deborah Caldwell Moore die Leadsängerin. Der Song hat Disco-Vibes, verhandelt aber ein ernstes Thema. Es geht darum, als Frau in einer Ehe betrogen worden zu sein und sich dafür auf eine ähnliche Weise zu rächen - der Song erzählt davon, dass sich das sehr falsch angefühlt hat. "Wrong" ist ein Lied über Schmerz, Scham und die Einheit der Family.

Spirituelle Disco-Vibes

Der DJ-Pionier Nicky Siano aus Brooklyn hat "Wrong" bereits geremixt. Das will was heißen: Es handelt sich um den ersten Remix des DJs seit mehr als einem Jahrzehnt. Siano, der früher im legendären Nachtclub Studio 54 aufgelegt hat, war von den intensiven Gospel- und Soul-Vibes der Band geflasht. "Can´t Lose My (Soul)" liefert Heilung auf dem Dancefloor und zeigt, dass Tanzen auch eine religiöse oder eben spirituelle Erfahrung sein kann. Diese Mehrgenerationenfamilie hat ein tolles Album aufgenommen, das eindrucksvoll Disco mit Soul verknüpft.