Tyler, The Creator – Thought I Was Dead
Aus dem Nichts hatte Tyler, The Creator vor wenigen Wochen sein neues Album "Chromakopia" angekündigt. Mit nur einem Post brachte er die Promo-Maschinerie ans Laufen: Es folgten eine Listening-Session in Los Angeles im Stil von Kanye, eine Tourankündigung, die den US-Rapper nächstes Jahr auch nach Deutschland bringen wird. Und natürlich die entsprechende Inszenierung zur Platte. Nach dem Liebe suchenden "IGOR" im blauen Anzug und Pagen-Perücke, gibt sich Tyler diesmal als Militär-Offizier "St. Chroma". Und trotz strengem Look im Army-Outfit, Sepia-Optik und Maske, legt er letztere vor allem in Sachen Lyrics ab. Diesmal sei alles echt und wahr auf dem Album, sagt er selbst. Es geht um den Erfolg, der auch mehr als zehn Jahre nach Karrierestart nicht abflaut, Hype und den Wunsch, einfach mal nicht gesehen zu werden. Wenn alle um einen herum Kinder bekommen und er – mittlerweile selbst in den Dreißigern – einen neuen Ferrari hat. Auf "Thought I Was Dead" rechnet Tyler außerdem in alter Manier mit der Rapszene ab und beweist, dass auch er zu den Big Three des US-Rap gehören könnte – wenn er denn wollen würde.
Oklou – obvious
Gleich zwei Singles hat Oklou gerade veröffentlicht, mit denen uns die französische Sängerin mit in ihre Traumwelt nimmt. Einer davon ist "obvious", eine Art-Pop-Hymne, mit Cloud-Elementen, verzerrten Synths und Autotune-Voices. Damit schafft Oklou es, auf minimalistische Weise einen Banger zu kreieren. Der Song steht auf eine Art repräsentativ für ihren Signature-Sound, sagt sie selbst. "Ich liebe diesen Track, denn er ist sehr nah dran, was den speziellen Ton in meiner Musik definiert. Und er behandelt etwas, was mir sehr am Herzen liegt: Musik vs. Worte." Genau so unaufgeregt, aber on point ist das Video zum Track, das eigentlich eine Sammlung unterschiedlicher Snapshots ist, in denen Oklou mit ihren Freund:innen abhängt. Mal tanzend, mal liegend, mal Musik machend. Die wackelnde Handkamera gibt dem Ganzen außerdem was Spontanes, von dem man gerne Teil wäre.
BXKS – Wagashi
BXKS gehört dieser Tage zu den spannendsten Rapper:innen, die die UK-Szene zu bieten hat. Und sie zeigt, dass die Szene auch außerhalb Londons floriert und man nicht zwangsläufig in der britischen Hauptstadt Fuß fassen muss. Aufgewachsen ist BXKS nämlich in Luton, was in der Nähe von London liegt, lebt aber mittlerweile in Northampton. Eigentlich wollte sie gar keine Rapperin werden. Die Karriere war letztlich ein Zufallsprodukt aus einer Vorliebe für Grimes, Abhängen mit den Homies im Auto, wo sie einfach mal ein paar Freestyles rausgehauen hat. Das führte später wiederum dazu, dass sie Bars geschrieben hat – unter anderem für ihre EP "One Time", die im Februar erschienen ist. Dass ihr die Sache mit den Bars besonders gut liegt, zeigt auch der Track "Wagashi", der die grimey UK-Rap-Einflüsse von BXKS nach Japan bringt. Der Titel steht übersetzt für "japanisches Konfekt" und begleitet die Britin auf einem futuristischen Ritt durch die Nacht in Tokyo.
Leikeli47 – 450
Seit 20 Jahren ist Leikeli47 in der Rap-Szene mit Maske unterwegs. Jetzt legt die Rapperin, die New York und Virginia aufgewachsen ist, ihr Trademark nach langer Zeit ab und zeigt ihr Gesicht. Die Single "450" liefert den Anlass dafür. Aber warum ausgerechnet jetzt? "Es ist an der Zeit", sagt Leikeli. "Die Maske hat ihren Zweck erfüllt, jetzt schaue ich nach vorne." Der Song selbst stellt für die US-Rapperin aber auch eine Art Verantwortung und Verpflichtung gegenüber ihrer Kunst dar. "Ich liebe nicht nur, was ich tue. Ich bin verliebt in das, was ich tue," sagt sie. Und wie diese Liebe zu Rap klingt, wird auch das neue Album "Lei Keli ft. 47 / For Promotional Use Only" hörbar machen. Gerade noch ohne VÖ-Date, aber es wird der erste Independent Release der Künstlerin sein. Bis dahin zelebriert Leikeli ihre gleich doppelt neu gewonnene Freiheit im Schwarz-Weiß-Video zu "450" und zeigt einmal mehr, warum sie ihren Platz in der US-Rap-Szene sicher hat.
Davido & YG Marley – Awuke
Seit seinem TikTok-Hit "Praise Jah In The Moonlight" ist YG Marley, Enkel von Bob Marley und Sohn von HipHop-Legende Lauryn Hill, in der globalen Musikszene in aller Munde. Das hat auch Davido mitbekommen, der den US-Sänger für sein neues Feature "Awuke" verpflichtet, eine ziemlich bunte Hommage an die nigerianische Hauptstadt Lagos und die Liebe. Vor allem die Bilder im Clip fallen auf: Es wird mit Farben gespielt, zum Beispiel blau. Viele Blumen kommen zum Einsatz, aber es wird natürlich vor allem getanzt. Dazu gibt es Szenen aus dem Stadtbild von Lagos, wo Davido und YG beide unterwegs sind. In Sachen Sound bleibt sich das Afrobeats-Schwergewicht treu und setzt auf Amapiano, der auch 2024 noch die globalen Clubs dominiert hat. Dazu gibt es Lyrics übers Verliebtsein und die Frage, ob die Angebetete jetzt nun das "Babe" ist oder nicht. Schade, dass der Sommer vorbei ist, denn "Awuke" hätte definitiv Potenzial für die Sommer-Top-Ten.