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BIJI – Zigidi

Fünf Songs, die die Welt jetzt braucht

Stand: 21.06.2024, 16:00 Uhr

BIJI cruisen im weißen Beamer und feiern ihre kurdischen Roots, Ezra Collective & Yazmin Lacey fordern zum Tanzen auf und Dellé veröffentlicht einen Song gegen Rechtsruck – das sind unsere fünf Songs der Woche!

BIJI – Zigidi

Im neuen Clip zu "Zigidi" haben BIJI genau eine Aufgabe: Unter keinen Umständen den weißen BMW zerkratzen oder gar schrotten. Dass der Brite und der Schwede auf fünf Minuten Länge immer nur haarscharf daran vorbeikommen, nimmt uns als Zuschauende ganz schön mit. Vor allem liefert das Video mit Retro-Ästhetik aber viele cineastische Momente und Hommagen an die Roots der beiden, die in Kurdistan liegen. Das erkennt man auch im Sound wieder, wenn BIJI HipHop und Dance Music mit kurdischen Elementen verschmelzen lassen. Das Duo besteht aus Robin Nazari, der in den letzten Jahren vor allem als Schauspieler in Erscheinung getreten ist und auf Netflix schon in Serien wie "Snabba Cash" oder "Clark" zu sehen war. Sein Mitspieler Maceo Frost lebt und arbeitet als Regisseur und Musikproduzent in Stockholm und wurde zuletzt für seine Doku über Burna Boy ausgezeichnet.

Ezra Collective feat. Yazmin Lacey – God Gave Me Feet For Dancing

Auf dem kommenden Album von Ezra Collective soll es vor allem um eins gehen: Tanzen! Und das am besten so ausgelassen, als würde niemand gucken. Dazu passt auch der Titel der Platte "Dance, No One’s Watching". Aber auch die erste Single, mit der die mit dem Mercury Prize ausgezeichnete Combo aus London das neue Projekt anteast: "God Gave Me Feet For Dancing" hält genau das, was es verspricht – Highlevel-Energie zwischen Jazz, Brass und Afrobeats, die es niemandem möglich macht, noch still zu sitzen. Das liegt auch an den energetischen Lyrics, die Soul-Sängerin Yazmin Lacey beisteuert. Tanz wird hier allerdings nicht nur in einem Club-Kontext betrachtet, sondern als gemeinschaftliche und spirituelle Praxis: "Ich, Ife und TJ – wir sind alle in der Kirche aufgewachsen. Und das hatte einen großen Einfluss darauf, wie wir Tanz betrachten", sagt Schlagzeuger Femi. 

Dellé – Verloren

Die letzten Wahlen in Europa haben viele Menschen sprachlos zurückgelassen. In einigen Bundesländern wurde die AfD zur stärksten oder zweitstärksten Kraft gewählt. Und viele – vor allem Menschen mit Migrationsvordergrund – fragen sich nun: Was passiert, wenn die AfD in Deutschland bzw. Europa mitreden darf? Auch Dellé kommt daran nicht vorbei. Das Seeed-Member ist in Berlin-Lichterfelde geboren, hat aber auch Roots in Ghana, wo sein Vater herkommt. Mit seiner neuen Single "Verloren" thematisiert er nicht nur diese, sondern auch die Unsicherheit, dass einstige Freund:innen irgendwann zu Mitläufer:innen werden könnten. Mit dem Song gegen Rechtsruck versucht Dellé zum Nachdenken anzuregen, zu zeigen, was es eigentlich bedeutet, wenn man sein Kreuzchen für die AfD macht. Für sich selbst, aber auch für seine Kinder. Das Thema ist für ihn eine echte Herzensangelegenheit. Deshalb gehen sämtliche Erlöse des Tracks an die Hilfsorganisation PxP Embassy e.V., die die Bildung von Kindern und Jugendlichen fördert.

Mahmood – Ra Ta Ta

Den meisten dürfte Mahmood vor allem als mehrfacher Repräsentant von Italien beim Eurovision Song Contest bekannt sein. Der Sänger und Songwriter aus Mailand ist bereits zweimal dort angetreten – 2019 und 2022. Mittlerweile peilt Mahmood mit seiner Musik aber nicht mehr nur die Spitzenposition beim europäischen Musikcontest an, sondern auch die um den Sommerhit des Jahres. Mit "Ra Ta Ta" hat er dafür einen ziemlich ordentlichen Kandidaten ins Rennen geworfen, der nicht nur Summer-Vibes, sondern auch ein bisschen Sozialkritik und Street Credibility unterbekommt. In dem Track geht es nämlich um junge Menschen, die in schwierigen Umständen aufwachsen – zwischen Fruchtsaft und Straßenkämpfen. Das eigentlich so catchy klingende "Ta Ta Ta" steht dabei sinnbildlich für den Sound eines Maschinengewehrs und auch die Sturmhaube kommt zum Einsatz – allerdings hier mit fancy Tanzeinlagen und ein bisschen mehr Glamour.

Tshegue – Sing My Song

Neun Jahre lang lebten Tshegue in den Banlieues von Paris, wo sie ihren ganz eigenen Sound zwischen afrikanischer, lateinamerikanischer und europäischer Heritage ausgefeilt haben. Was Sängerin Faty Sy Savanet und Produzent Nicolas Dacunha letztlich präsentieren, ist eine Mischung aus Afropunk, Afrobeat, Tribal und Garage. Inspiration, die von Black Sabbath genauso zehrt wie von Bantu-Rhythmen aus Kuba. Sängerin Faty hat kongolesische Roots, dementsprechend laut ist die Musik, genauso wie das Treiben auf den Straßen von Kinshasa. Da kommt auch der Name der Band her, denn Tshegue werden die Straßenjungs der kongolesischen Metropole genannt, wo Faty bis zu ihrem neunten Lebensjahr gelebt hat, bevor sie nach Paris zog. "Sing My Song" ist quasi eine Hommage an diese, aber auch an den Kotazo, einen Musik- und Tanzstil, der in den dortigen Vierteln dominiert.