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5 Songs Jahresrückblick mit Apsilon, Little Simz und Kali Uchis

Fünf Songs, die die Welt 2023 gebraucht hat

Stand: 29.12.2023, 16:00 Uhr

Apsilon schreibt einen Song für alle "Babas" da draußen, Little Simz setzt auf KI und große Inszenierung und Kali Uchis kündigt mit "Te Mata" das erste Highlight für 2024 an – das sind unsere fünf Songs, die die Welt 2023 gebraucht hat!

Apsilon – Baba

Eine Liebeserklärung an alle Babas – Apsilon hat mit "Baba" eines der emotionalsten Videos des Jahres rausgebracht. Die Musik des Rappers aus Berlin-Moabit dient immer wieder als Spiegel der migrantischen Identität. Sein Track über Vaterliebe – und wie komplex diese sein kann – hat vielen seiner Fans mit migrantischen Roots aus der Seele gesprochen. Denn in "Baba" geht es zum einen um die sehr persönliche Beziehung zu seinem Baba, aber auch darum, was er sich von ihm gewünscht hätte. Ein bisschen weniger Arbeit und Hustle, ein bisschen mehr das Männlichkeitsbild lockern, wovon sowohl Vater als auch Sohn profitiert hätten. Im dazugehörigen Video ist er zusammen mit seinem Opa in einer an einen Barbershop erinnernden Situation zu sehen. Das hat einen Grund: "Rasieren ist ja Stereotyp etwas Männliches. Man bekommt einen Bart, man rasiert ihn ab, man wirft dadurch ja auch ein bisschen was ab. Und es ist etwas, was ich von meinem Vater gelernt habe – und er wiederum von meinem Opa", erklärt Apsilon im COSMO-Interview.     

Little Simz – Gorilla

Zugegeben: Little Simz Album "No Thank You" ist schon Ende 2022 erschienen. Dennoch hat es das ganze Jahr noch in unseren Köpfen nachgehallt. Was auch daran liegt, dass die UK-Rapperin mit "Gorilla" einen Late-Bloomer aus der Platte als Video veröffentlicht hat. Dafür hat sich kein Geringerer als Dave Meyers gemeldet, der schon Clips für Notorious B.I.G., Kendrick Lamar, Jay Z oder Drake inszeniert hat. Neben waghalsigen Experimenten zwischen Kunst, Kommerz und Kapitalismuskritik auf dem Album hat Simz mit dem Clip auf KI gesetzt und war damit eine der ersten, die sich den – teils auch fragwürdigen und kritisch beäugten – Trend zu Nutze machte. Aber so ist es bei der North Londonerin halt: Auf Regeln wird geschissen und Traditionelles in den Wind geblasen. Die User:innen können beim Clip mitmachen und sich vor allem von den opulenten Bläsern und messerscharfen Flows der Rapperin mit nigerianischen Roots überwältigen lassen.

Kali Uchis – Te Mata

Für das neue Jahr hat Kali Uchis sich schon einiges vorgenommen: Im Januar erscheint ihr neues Album "Orchídeas", eine Hommage ganz auf Spanisch an die Orchidee, quasi die Nationalblume von Kolumbien. Dort liegen nämlich die Roots der US-Amerikanerin, die in Los Angeles lebt. "Das Album wird inspiriert von der zeitlosen, unheimlichen, mystischen und sinnlichen Anziehungskraft der Orchidee. Mit der Energie will ich die Art und Weise ändern, wie Latinas in der Musikindustrie gesehen werden." Wie das am Ende aussieht, hat schon jetzt das Video zu "Te Mata" gezeigt, in dem Kali als Latin-Soapstar viel Melodrama und Vintage-Bolero-Sounds streut. Die Sängerin steht von Streichern begleitet im pompösen Treppenhaus einer Villa und erstrahlt im glitzernden Spotlight, während sich im Hintergrund große Beziehungskonflikte abspielen. Die Gestik und Attitüde hat Kali dabei perfektioniert. Sie gibt sich als Cantante, die mit der eigenen Happyness den Ex zur Strecke bringt. Mit der Energy starten wir gerne ins Jahr 2024!

Peso Pluma & Grupo Frontera – Tulum

193 Millionen Klicks für den Urlaubsgruß aus "Tulum" – damit haben Peso Pluma und Grupo Frontera definitiv eines der Videos des Jahres abgeliefert. Dafür braucht man am Ende gar nicht bis an die mexikanische Karibikküste zu reisen. Mit viel Fantasie reichen auch gute Laune, ein catchy Riddim und der beschaubare Garten mit Lichterketten und Holz-Gartenhäuschen. Der Sänger und Rapper aus Zapopan hatte 2023 nur Sternstunden zu verzeichnen, ist eines der Aushängeschilder der mexikanischen Musikszene im globalen Kontext geworden. Auf Youtube wurde er zum meistgeschauten Artist gekürt und hat damit Big Names wie Taylor Swift, Drake oder Bad Bunny ausgestochen. Nicht schlecht für ein "Federgewicht" – das bedeutet der Name Peso Pluma nämlich auf Deutsch übersetzt. Doch genau dieses Antiheldentum macht den Rapper so erfolgreich. Aber auch bei Grupo Frontera aus Edinburg, Texas hätte es in diesem Jahr besser kaum laufen können: Neben Peso Pluma finden sich auch Bad Bunny und Junior H. in den Featurecredits – mit letzterem und der gemeinsamen Single "En Altavoz"  feierten sie ihre sechste Nummer eins in den Mexican Airplay Charts.

Amaarae – Wasted Eyes

Auch 2023 haben Afrobeats auf den globalen Dancefloors dominiert. Einer der Tracks, der es vor allem auf TikTok weit gebracht hat, war "Wasted Eyes" von Amaarae. Das erklärte Ziel der ghanaisch-amerikanischen Sängerin war es nach Eigenaussage immer, die African Princess of Pop zu werden. Mit "Fountain Baby", dem diesjährigen Album, ist sie dem einen guten Schritt nähergekommen. Zwischen Accra und Atlanta verbrät Amaarae alles, was ihr an musikalischen Einflüssen zwischen die Finger kommt und zu ihrem Trademark-Pop beiträgt: Afrobeats, Alté, Trap, R'n'B und melodischer Rap. Für "Wasted Eyes" hat sie ein Stück des japanischen Folk-Sängers Umeko Ando und seinem Song "Battaki" genommen – allerdings nicht gesamplet, sondern neu eingespielt vom japanischen Koraspieler und Sänger Crystal Kay. "Diese Aufnahme zu machen, war die größte Herausforderung", sagte Amaarae. Der Aufwand hat sich gelohnt: Der Clip mit japanischer Ästhetik und Kampfszenen kann sich sehen lassen. Und Amaarae geht wie gewohnt als Vorkämpferin für die (Selbst-)Liebe aus der Sache hervor.