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Fatoumata Diawara feat. Brooklyn Youth Choir – Sete

Fünf Songs, die die Welt jetzt braucht

Stand: 01.12.2023, 16:00 Uhr

Fatoumata Diawara setzt sich gegen FGM ein, Ryder, Skepta und Dré Six machen Stimmung für gemütliche Tage und Ghali geht zurück zu seinen Trap-Wurzeln – das sind unsere fünf Songs der Woche!

Fatoumata Diawara feat. Brooklyn Youth Choir – Sete

Mehr als 200 Millionen Frauen weltweit sind aktuell Opfer von Genitalverstümmelung geworden. In 30 Ländern in Afrika, dem Mittleren Osten und Asien wird dies praktiziert. Obwohl Female Genital Mutilation, kurz FGM, als Menschenrechtsverletzung gilt. Mit ihrem neuen Song "Sete" macht Fatoumata Diawara auf das Thema aufmerksam. "Ich will Aufmerksamkeit auf die barbarische Praxis der Genitalverstümmelung richten und gleichzeitig den Kindern den Raum geben, den sie verdienen, denn sie repräsentieren unsere Hoffnung auf eine bessere Zukunft", schreibt sie unter dem Video, das in paradiesischen Landschaften und mit traditionellen Gewändern aufgenommen wurde. Gleichzeitig erzählt es aber auch die Geschichte von weiblichem Kampf und Befreiung. Musikalische Unterstützung gab es dabei vom Brooklyn Youth Choir, der dem Track etwas Majestätisches verleiht.  

Ryder, Skepta, Dré Six – All Alone

Ryder, Skepta und Dré Six melden sich dieser Tage aus London mit einem Track für ruhige Tage zurück. "All Alone" liefert viel Selbstreflektion und Herzschmerz, wobei man sich soundmäßig aufs Wesentliche beschränkt: Sanfte Akustikgitarre, leichte Bässe und zarte Streicher kommen reingeflogen, während Grime-Koryphäe Skepta rappt, sein Protége Dré Six für eingängliche Melodien sorgt und Ryder die Sounds schustert. Das ist auch das neue Konzept der gemeinsamen Platte der drei Artists: Auf "48 Hours" geht es einzig und alleine darum, viel Atmosphäre und Tunes für die Seele zu schaffen. Gleichzeitig kommen zwei ganz unterschiedliche musikalische UK-Generationen aus Grime und Nu-R'n'B zusammen. Der Titel der EP ist übrigens nicht willkürlich gewählt, denn das neue Projekt ist in nur zwei Tagen entstanden.  

Ghali – Sto

Kurz aber effektiv kündigt der italienische Rapper Ghali sein neues Album "Pizza Kebab 1" an, das über sein eigenes Label Sto erscheint. Der Track "Sto" verweist auf die Labelcrew und kommt mit düsteren Bässen und aufrichtigem Rap. Das ist auch das Credo auf dem Rest der Platte. Denn Ghali besinnt sich damit zurück auf seine Roots, der Ära des italienischen Trap in den 2010er-Jahren, die neben ihm noch weitere Namen wie Sfera Ebbasta oder Guè Pequeno hervorgebracht hat. Durch die neue Bewegung bekamen die sozialen und rassistischen Struggles der italienischen Jugend ganz neue Aufmerksamkeit. Daran knüpft Ghali jetzt auch thematisch wieder an, wenn er zwischen Nachtschwärmereien und verletzlichen Lyrics wechselt.     

BEGE – Markalite

Auf Youtube gehört BEGE zu den populärsten Musiker:innen in der Türkei. Angefangen hatte der Istanbuler darauf mit Comedy Clips, die ihm bis heute über vier Millionen Abonnent:innen einbrachten. Davon profitiert der Artist, der mittlweile vor allem Rapper ist, noch heute. Denn die Videos, die er zeitweise auch unter dem Namen LIL BEGE raushaute, haben immer auch eine humorvolle Komponente. Das zeigt auch der neue Track "Markalite", der in Sachen Machart an die Anfänge von Slim Shady erinnert. So richtig ernst meint er es nämlich nicht, wenn er den türkischen Rap-Untergrund auf den Arm nimmt. In Sachen representen steht BEGE diesem aber in nichts nach. Entgegen des immer noch dominierenden Trap-Trends klingt der 27-Jährige dabei vielmehr nach Nullerjahre-Kopfnicker-Tunes, während er von Klamotten und Hedonismus rappt.  

Daymé Arocena – American Boy

Gut Ding will Weile haben. Das hat sich Daymé Arocena nicht nur für ihr neues Album gedacht, das die Sängerin aus Kuba jetzt nach fünf Jahren angekündigt hat, sondern auch beim ersten Vorboten "American Boy". Der ist nämlich schon vor über zehn Jahren entstanden, hat es aber nie in die Öffentlichkeit geschafft, weil Daymé ihn zu poppig für ihren damaligen Stil hielt. Zum Glück hat sie ihre Meinung nochmal geändert, denn "American Boy" entpuppt sich als echter Gute-Laune-Track mit viel Soul und Funk und Einflüssen aus Bachata oder Salsa. Für Daymé ist das auch eine Identitätsfrage, denn lange hatte sie das Gefühl, dass für sie als Schwarze Frau kein Platz in der lateinamerikanischen Pop-Szene war. "Man muss sich klonen oder fusionieren, um die Schwarze oder indigene Seite zu verschleiern. Sie haben mir gesagt, ich passe nicht in diese Welt, aber ich werde ihnen zeigen, dass sie Unrecht haben", sagt die afrokubanische Sängerin.