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Björk feat. Rosalía – Oral

Fünf Songs, die die Welt jetzt braucht

Stand: 24.11.2023, 16:00 Uhr

Björk und Rosalía machen Musik für den Naturschutz, Delasi zeigt sich als missverstandene Künstlerseele und Maro & Munir Hossn singen im Sonnenuntergang – das sind unsere fünf Songs der Woche!

Björk feat. Rosalía – Oral

Björk und Rosalía ist die Combo, von der wir schon immer geträumt haben, ohne es zu wissen. Wenn dann auch noch die Einnahmen für einen wohltätigen Zweck gespendet werden, kann die Sache eigentlich nicht runder werden. Genauer gesagt kommt "Oral" dem Naturschutz zugute. Denn das Geld, das der Song einnimmt, wird an eine Nonprofit-Organisation gespendet, die sich gegen industrielle Fischzucht in Island einsetzt, der Heimat von Björk. Musikalisch setzen die beiden, wie zu erwarten war, auf melancholisch-dramatischen Avantgarde-Pop, während sie sich im dazugehörigen Video einen kleinen Kampf liefern. Schnell erkennt man jedoch, dass es sich hier nicht wirklich um die beiden Sängerinnen handelt, sondern um KI-generierte Avatare, die nicht gegeneinander kämpfen, sondern miteinander trainieren, um die Bösen der Welt in den Arsch zu treten. Der Song ist übrigens ursprünglich schon Ende der Neunziger erschienen – zwischen Björks Alben "Homogenic" und "Vespertine". Dann ist er aber verloren gegangen und wird jetzt mit der Hilfe von Catalania`s Finest Rosalía erneut zum Leben erweckt.   

Delasi – Perception

Das Künstlerdasein ist nicht immer leicht: Oft wird man missverstanden, die Kunst nicht gewertschätzt oder unkonstruktiv kritisiert. Delasi hat die Medizin für die geschundene Künstlerseele dabei. "Perception" zeigt: Alles ist eine Frage der Wahrnehmung, und jede:r kann seiner Kreativität freien Lauf lassen, indem man sich nicht schert, was andere sagen. "You can be anything, just believe in your dreams" – was sonst als fürchterlich einfach gesagte Floskel nachhallt, bekommt bei dem Ghanaer eine tatsächlich leichte und unbeschwerte Note. Delasi singt diese Zeile, während er zwischen verworfenen Gedanken auf dem Boden liegt und dabei trotzdem nicht den Mut verliert. Denn irgendwann wird es schon klappen – da ist Delasi selbst das beste Beispiel, denn seine EP "Audacity of Free Thought" erscheint am 19. Januar. Darauf werden wir noch mehr kreative Geistesblitze auf Pop, Soul und Jazz hören, mit denen er fast schon eine kleine Ausnahmeerscheinung in der ghanaischen Musikszene ist, die vor allem von Afrobeats dominiert wird. Übrigens ist in "Perception" auch eine Portion Sozialkritik verpackt, etwa wenn Delasi im Clip auf korrupte Cops trifft, die ihn aufgrund falscher Wahrnehmung festnehmen.   

Maro & Munir Hossn – Mãe

Im letzten Jahr ist Maro mit ihrem Song "Saudade, saudade" beim Eurovision Songcontest für Portugal aufgetreten und belegte damit im internationalen Finale den neunten Platz. Viel wichtiger ist aber, dass die Portugiesin dadurch ein ganz neues Level an Aufmerksamkeit bekommen hat und ihre sanften lusophonen Folk- und Pop-Klänge mit der Welt teilt. "Mãe" ist ein Paradebeispiel dafür, wie schön eindringlich und zugleich erdend das klingt. Im Sonnenuntergang sitzt die Sängerin aus Lissabon mit ihrem Featuregast Munir Hossn im Wasser – beide nur mit der Gitarre in der Hand. Hossn, der in Bahia aufgewachsen ist und arabische, angolanische, italienische und indigen-brasilianische Wurzeln hat, konnte schon mit Gilberto Gil, Quincy Jones oder Mayra Andrade zusammenarbeiten. Er sorgt neben der soften Stimme von Maro für Komposition, Arrangement und Background Lyrics – der perfekte Soundtrack für Abende am Kamin an kalten Tagen.

Wayne Snow, FKJ, Darius & Crayon present The Nightbirds

Um das zehnte Jubiläum von Roche Musique zu feiern, der Pariser Qualitätsschmiede für elektronische Musik, haben sich Wayne Snow, FKJ, Darius und Crayon zusammengetan, um frei nach Lust und Laune zu jammen. Was dabei rauskommt ist ein zwölf Minuten langer Track, der sich unter dem Moniker The Nightbirds zusammenfassen lässt. Wayne Snow, der in Berlin lebt, aber aus Nigeria kommt, hat schon in der Vergangenheit mit seinen Labelkollegen zusammengearbeitet und seine warme Stimme über Kopfnicker-Beats gelegt, die zwischen Sunshine-Synths, Soul, Jazz und New Wave changieren. Die Pariser Produzenten FKJ, Crayon und Darius leisten hier echte Gemeinschaftsarbeit, wenn sie zu Gitarre und Keys greifen und uns in ihre ganz eigene Klang- und Soundästhetik mitnehmen. Ganz lowkey können wir im Video sehen, wie die musikalische Impro vonstattengegangen ist. Einfach Play drücken und zurücklehnen!     

Samory I feat. Lila Iké – Outside

Samory I liefert mit seiner Musik eine ganz neue Interpretation von Roots Reggae aus Jamaika. Das neue Album "Strength" hat er nach dem Spitznamen seines Sohnes benannt, den ihm die Community, in der er aufwächst, gegeben hat. Entstanden ist es zusammen mit Produzent Winta James, der schon für und mit Protoje, Damian Marley oder Chronixx arbeitete. "Outside" ist eines der Aushängeschilder des Albums, auf dem Unterstützung von Lila Iké kommt. Samory ist in einer eher rougheren Nachbarschaft groß geworden und thematisiert das in "Outside". Denn er zeigt sich dankbar, für alles was er durch Reggae erreicht hat – die Musik ist eine Art Heilung für ihn. Deshalb will er mit dem Album auch als Sprachrohr der Community dienen. Die feiert Samory I auch im dazugehörigen Video, indem er mit seiner Crowd eine riesige Outdoor-Party veranstaltet oder durch die Nacht cruist. Und auch Lila ist dabei, wenn alle ausgelassen das Leben feiern.