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Souleance: "Beautiful"

"Beautiful" - Discokugeln über der Copa Cabana

Stand: 16.10.2023, 10:07 Uhr

Souleance sind Forscher des Funks. Auf ihrem neuen Album "Beautiful" führen sie die Suche nach dem perfekten Beat auch nach Brasilien und La Réunion. Gäste wie Kit Sebastian oder Samples von Caetano Veloso verweben die Franzosen mit tanzbaren Grooves und Spielfreude.

Von Adrian Nowak

Souleance: "Beautiful"

COSMO Album der Woche 16.10.2023 02:54 Min. Verfügbar bis 16.10.2024 COSMO


"What do you say to each other when you talk to each other on your instruments?" - "Fuck you! You dirty motherfucker! Sometimes: I love you truly."  Diesen kuriosen Schnipsel aus einem Interview mit Jazz-Ikone Charles Mingus hört man gegen Ende von "Beautiful", dem neuen Longplayer von Souleance. Man merkt gleich, DJ Soulist und Fulgeance haben einen schrägen Humor. Im Studio geht es bei den frechen Franzosen aber viel harmonischer zu als bei Charles Mingus. Angefangen hat alles 2009 mit der EP "Le Monde", dem ersten gemeinsamen Werk von Digger und Musik-Nerd DJ Soulist und Producer und Bassist Fulgeance. Es folgten weitere Alben und EPs mit hauptsächlich instrumentalen Beatcollagen zwischen HipHop, Funk und Disco. Auf ihrem neuen Longplayer "Beautiful" erweitern sie ihr Spektrum und arbeiten als Songwriter verstärkt mit Sängern und Sängerinnen.

Vom Beat zum Song

Ihren Background als Loopdigger und Beatmaker hört man natürlich auch noch auf "Beautiful". Zum Beispiel auf dem Opener "Douce", der schräge Boom-Bap-Claps mit hektischen Shakern und gechoppten Chorgesang mischt. Auf Floorfillern wie "La fête" oder "Feliz" geht es in Richtung Disco House, die verspielte Bassline von "Rapsodie" erinnert ein wenig an das Frühwerk von Daft Punk. Aber auch viele Vokalist*innen sind auf "Beautiful" zu hören. Auf der Single "Out Of Touch" arbeiten Souleance mit dem britischen Duo Kit Sebastian. Die sind eigentlich bekannt für einem Mix aus türkischen Psychedelic-Sounds und Indie-Pop, auf "Out Of Touch" erklingt die Stimme von Frontfrau Merve Erdem auf einem elektronischen HipHop-Beat mit orientalischer Laute. Für "Lightweight" haben sie die israelische Sängerin Jenny Penkin eingeladen. Zu zitternden Synthies und funky Boogie-Beat gibt sie die verträumte Disco-Diva.

Tropendisco und Brasilbeats

Aber Souleance verlassen auf "Beautiful" auch ihre Disco-Funk-Komfortzone. Auf "Koul Dan Mon Do"  erforschen sie Séga, ein Genre, das auf den Seychellen, La Réunion und Mauritius im Indischen Ozean gespielt wird und zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO gehört. Dafür mixen sie die Stimme der Sängerin Kaloune mit einem Akkordeon-Loop und einem triolischen Rhythmus, der ganz anders groovt als der typische gradlinige Boom Tschack aus HipHop und Funk. Geholfen hat ihnen dabei der Drummer Cyril Atef aka Papatef, der unter anderem bei experimentellen Projekten wie Pachibaba oder Bumcello aktiv ist.

Liebe zu Brasilien

Ansonsten spielen Einflüsse aus Brasilien eine große Rolle auf den neuen Tracks von Souleance. So nutzen sie für ihr Lied "Cultural" ein Sample aus "Badeau" von Brazil-Legende Caetano Veloso, dass sie mit einer neuen Bassline und druckvollen Drums unterlegen. 

Einen melancholischen Moment gibt es mit "Mamãe não quer”, das die Gitarre aus "Canto de Ossanha" von Vinicius de Moraes und Baden Powell benutzt. Dazu singt der brasilianische Sänger João Selva augenzwinkernd über die Vorschriften, die ihm seine Mutter früher gemacht hat.

Souleance zeigen mit "Beautiful", dass sie mehr können als nur coole Samples zusammenzuschneiden. Das Album überzeugt mit ausgefeilten Arrangements, viel Spielfreude und Grooves, bei denen niemand still stehen kann.