"Tell Dem It's Sunny" – Spiritualität für den Club von Greentea Peng
Stand: 23.03.2025, 00:00 Uhr
Drei Jahre nach ihrem Debütalbum "Man Made" meldet sich Greentea Peng mit "Tell Dem It's Sunny" zurück. Die Londoner Musikerin, bekannt für ihre Mischung aus Dub, Neo-Soul, Jazz und Psychedelic, schlägt in den Texten eine neue Richtung ein: Sie blickt nach innen. Das Album ist eine Collage aus Selbstreflexion, Transformation und musikalischem Experiment.
Von Elena Bavandpoori
Greentea Peng selbst beschreibt das Album als "ein musikalisches Ausatmen", als eine Platte, die sich mit den schweren Aspekten des Menschseins auseinandersetzt. Während ihr viel beachtetes Debüt "Man Made" eine politische Bestandsaufnahme war, richtet sie nun den Blick nach innen. Die 30-Jährige verarbeitet persönliche Erlebnisse wie Herzschmerz, den Mut zur Veränderung und die Suche nach Balance in einer Welt voller Gegensätze und Unwägbarkeiten. Schon der Titel "Tell Dem It's Sunny" spielt mit dieser Dualität: Trotz ihrer eher melancholischen Klangwelt zieht sich eine optimistische Grundhaltung durchs Album.
"That’s a Greentea Peng bassline!”
Musikalisch bleibt Greentea Peng ihrem Stil treu, erweitert ihn aber um neue Facetten: Sie hat diesmal selbst aktiv in die Produktion eingegriffen, Bassparts eingespielt und sich stärker als zuvor in den kreativen Prozess eingebracht. Ihre warme, rauchige Stimme schwebt über organischen Arrangements, die Dub-Bässe mit jazzigen Harmonien und Trip-Hop-Elementen verweben. "Ich will von Anfang an Teil der Musik sein, nicht erst, wenn die Beats schon stehen", sagt sie über ihren neuen Ansatz.
In die Zeitmaschine
Schon in der ersten Single "TARDIS (hardest)" zeigt sich diese Weiterentwicklung. Hier dominieren ein klassischer Hip-Hop-Beat und ihre pulsierende Bassline. Sie spielt sie so, wie es sich für sie gut anfühlt: hart und kompromisslos. Im Text schaut Greentea Peng mit einem kritischen Blick auf Egos und Oberflächlichkeit, dabei geht es vor allem um sie selbst, sie zeigt sich mal selbstsicher, mal zurückhaltend. Sie reflektiert im Rückblick und bewegt sich dabei vorwärts. Passend dazu ist der Song nach der Zeitmaschine von Science-Fiction-Held Dr. Who benannt.
Spirituelle Dimension
Thematisch dreht sich "Tell Dem It's Sunny" vor allem um Transformation – um das Ablegen alter Muster, um Schmerz und Heilung, um spirituelle Erkenntnisse und das Finden der eigenen Mitte, geprägt dadurch, dass Greentea Peng inzwischen Mutter ist. Besonders deutlich wird das in "One Foot", einem Track, in dem sie sich direkt an das Göttliche wendet. Diese spirituelle Dimension ist ein zentrales Element des Albums – nicht als religiöses Dogma, sondern als persönliche Suche nach Wahrheit.
"Heartbreak for the club"
Doch "Tell Dem It's Sunny" ist kein Album der puren Einkehr. Tracks wie "Stones Throw" bringen Bewegung ins Spiel – eine Mischung aus Club-Ästhetik und melancholischem Storytelling. Greentea Peng verhandelt darin das Ende einer Beziehung und die Frage, ob sich Fehler jemals wirklich rückgängig machen lassen. Als "Heartbreak, but make it for the club" fasst sie die Musik selbst zusammen. Es ist diese Fähigkeit, Schmerz in Kunst zu verarbeiten, die das Album so eindrucksvoll macht.
Es wird sonnige Tage geben
Greentea Peng setzt sich über Genregrenzen hinweg und schafft eine Welt, die ebenso spirituell wie rebellisch ist. Außerdem hat sie einen neuen Optimismus, der sich schon im Titel liest: Es geht weiter, es wird besser, die Sonne kommt raus. Mit diesem Album beweist Greentea Peng, dass sie sich nicht anpassen will. Sie fordert ihre Hörerschaft heraus, sich auf ihre Welt einzulassen, ihre Botschaften zu fühlen und vielleicht sogar ein wenig über die eigenen Muster nachzudenken. Sie selbst vergleicht ihren Sound mit der britischen Gewürzpaste Marmite: Entweder man liebt sie oder man hasst sie. Denn "Tell Dem It’s Sunny" ist in seinen Botschaften sehr nachvollziehbar, aber mit dem hypnotischen Sound und dem spirituellen Ansatz nicht für alle so einfach zugänglich. Doch wer den Zugang findet, wird belohnt mit einer außergewöhnlichen Hör-Erfahrung.
