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Cover des Albums "Dance, No One’s Watching" von Ezra Collective: Band vor Publikum auf einer kleinen Bühne

Ezra Collective - "Dance, No One’s Watching"

Stand: 13.10.2024, 00:01 Uhr

Nach ihrer Gründung 2012 im Rahmen des britischen Jazz-Förderungsprogramms Tomorrow’s Warriors hat sich die Afro-Jazz-Band Ezra Collective aus London schnell einen Ruf als exzellente Live-Band erspielt. Auf ihrem dritten Studio-Album "Dance, No One’s Watching" fangen die fünf Musiker das Live-Gefühl ein und laden ein zum gemeinsamen Tanzen ohne Scheu.

Von Kai Brands

Ezra Collective: "Dance, No One’s Watching"

COSMO Album der Woche 14.10.2024 02:34 Min. Verfügbar bis 13.10.2025 COSMO


"Man’s still here, Bro! Dancing, Bro! Loving it! It’s amazing!" Mit diesen Worten aus einer Sprachnachricht leitet Ex-Fußballprofi und Arsenal-London-Ikone Ian Wright "Shaking Body" ein, bevor eine catchy Bläser-Passage von Trompeter Ife Ogunjobi und Tenor-Saxophonist James Mollison einsetzt. Ian Wright ist einer aus der Gruppe von Freund:innen, Familienmitgliedern und Förder:innen von Ezra Collective, die bei einer Studio-Session in den weltberühmten Abbey Road Studios in London dabei ist. Die Band, die zu den bekannten Größen der seit Jahren gefeierten UK-Jazz-Szene gehört, performt dort ihr neues Album mit ihrem Mix aus unter anderem Jazz, Highlife, Afrobeat und Hip-Hop und unterstreicht damit den atmosphärischen Kern von "Dance, No One’s Watching". "Die waren alle da. Wir haben gespielt. So ist dieses echte Live-Gefühl entstanden", sagt Drummer, Bandleader und Arsenal-Fan Femi Koleoso, der mit seinem Bruder TJ Koleoso am Bass den rhythmischen Motor der Band bildet. Neben anderen Recording-Einheiten im Laufe des Songwritings nimmt die Band hier an nur zwei Tagen die Songs auf. Der Auftritt vor Publikum fließt mit in die finale Version des neuen Albums mit ein.

Musikalisches Tagebuch

Davor ist einiges passiert. Nach dem Erfolg ihres zweiten Albums "Where I’m Meant To Be" wird Ezra Collective 2023 als erster Jazz-Act in der Geschichte des Awards mit dem renommierten britischen Mercury Prize ausgezeichnet. Sie sind in dieser Zeit viel unterwegs und spielen auf den Festivals und in den Clubs der Welt. Dabei geht es für die Band erneut auf die Bühne des berühmten Glastonbury Festivals oder in den New Afrika Shrine in Lagos in Nigeria, den Nachfolge-Club von Afrobeat-Begründer Fela Kutis Shrine. Ezra Collective, dessen Bandmitglieder überwiegend selbst Wurzeln in Nigeria haben und deren Liebe für Afrobeat auch auf "Dance, No One’s Watching" unüberhörbar ist, haben die Songs fürs neue Album auf Tour geschrieben. Für Femi Koleoso sind Songs grundsätzlich wie Tagebuch-Einträge: "Ich habe es geliebt, die Welt zu bereisen, inspiriert zu sein und Musik zu schreiben. Aber nichts ersetzt, sich mit deinen Jungs hinzusetzen und die Songs zum Leben zu erwecken."

Durch die Nacht mit…

"Dance, No One’s Watching" ist eine Art Konzept-Album, eingeteilt in verschiedene Akte mit fließenden und orchestralen Übergängen, die die Türen zu den Dancefloors der Welt öffnen. Ähnlich wie beim bekannten arte-Format "Durch die Nacht mit…" scheint die Band Hörer:innen des Albums bei einer Nacht in ihrer Heimatstadt London an die Hand zu nehmen – nur das hier mehr getanzt wird als geredet. Dabei spiegeln auch die Songtitel die unterschiedlichen Situationen einer Partynacht wider. Nach Dub im "Intro" geht es mit westafrikanischem Highlife mit dem Stil-typischen Gitarrenstil geht es mit einem in Westafrika verbreiteten "Palm Wine" in der Hand in den Club. Von Afrobeat auf "Ajala" switcht die Bluetooth-Box zu entspanntem Jazz, während es mit dem großen roten Nachtbus "N29" in den Norden Londons zur nächsten Location geht. Dort präsentieren Ezra Collective mit "Hear Me Cry" ein Gemisch aus analogem Techno und Kirchenlieds. Unterwegs sammeln sie musikalische Gäste wie den ghanaischen Rapper M.aniest, die südafrikanische Rapperin und Sängerin Moonchild Sanelly und die britischen Sängerinnen Olivia Dean und Yazmin Lacey ein, die die Band bei drei Tracks mit Vocals begleiten. Ob zu Jazz, Hip-Hop, Latin-Styles; egal ob zu Hause, im Club, vor der Festivalbühne oder in der Kirche – Ezra Collective lassen tanzen, bis das Licht angeht ("lights on. (Act4)") und die Nacht, angeführt von den harmonischen Piano-Klängen von Joe Armon-Jones an den Keys, mit einem Wohlgefühl endet.

Mehr als eine Einladung

Tanzen als kollektives Erlebnis und gleichzeitig individuelle Ausdrucksform steht beim Album im Vordergrund. Beim Tanzen geht es darum, mit dem Körper zu beschreiben, wie es dir emotional geht, sagt Femi Koleoso: "Dein Körper spricht – nicht dein Mund. Es gibt Freudentänze, Kummertänze, Trauertänze, Schmerztänze. Selbst zu weinen und hoch und runter zu hüpfen ist manchmal genauso viel Tanz wie vor Freude zu schreien oder die Faust in die Luft zu strecken. Das meinen wir mit Tanz. Es ist eine Form von Ehrlichkeit, vermittelt durch deinen Körper." Ausdrücke wie "Dance like no one is watching" sind in der Popkultur sehr verbreitet. Es ist eine Aufforderung, seinen Gefühlen einen ehrlichen Ausdruck zu verleihen. Ezra Collective gehen mit "Dance, No One’s Watching" noch einen Schritt weiter und versichern uns, dass wirklich niemand zuschaut.. Es ist ein durchdachtes und vielseitiges Album, das die Energie und Tanzbarkeit von Ezra Collectives Musik gekonnt unterstreicht.