Eko Fresh - "EKSkalibur"

Eko Fresh - "EKSkalibur"

"EKSkalibur" – Rap und Reife

Stand: 03.11.2023, 00:01 Uhr

Eko Fresh ist seit über 20 Jahren eine prägende Figur des  Deutschrap. Auf seinem neuen Album "EKScalibur" flowt er über 90er Jahre Nostalgie-Beats, rappt über Rassismus, türkische Roots, Familienleben oder persönliches Wachstum - und glänzt als gereifter und vielseitiger MC.

Von Adrian Nowak

Eko Fresh: "EKSkalibur"

COSMO Album der Woche 06.11.2023 02:51 Min. Verfügbar bis 05.11.2024 COSMO


"Die Industrie hat mich gemieden wie nen Covid-Patient" rappt Eko im Intro zu "Ekscalibur". Und zeigt damit zwei Dinge: Er ist sich klar über seinen umstrittenen Status in der Szene und hat trotzdem seinen Humor nicht verloren.

Liebe für HipHop

Denn die Laufbahn von Eko Fresh gleicht einer wilden Achterbahnfahrt zwischen Pop-Olymp, Karrieretiefs und Neuerfindung. Eko wurde 1983 als Ekrem Bora geboren, wuchs in Mönchengladbach und Köln auf. Als er grade mal volljährig ist, nimmt ihn Deutschlands Rap-Ikone Kool Savas unter seine Fittiche. Schon damals beeindruckt Eko mit komplexen Reimketten und viel Wortwitz. Er gilt für viele als Kronprinz neben dem King Of Rap.

Dieses Element beinhaltet Daten von Instagram. Sie können die Einbettung auf unserer Datenschutzseite deaktivieren.

Doch Eko trifft früh Karriereentscheidungen, die in der damals noch recht engstirnigen deutschen Rap-Szene misstrauisch begutachtet wurden. Er gibt Interviews in der Bravo, arbeitet mit R&B-Hooks und sucht bewusst den Kontakt zum Mainstream. Dazu kam sein Beef mit Savas und Mitte der 00er Jahre war Eko für viele ein gescheitertes Talent, für manche sogar eine Witzfigur. Doch er rappelte sich auf und erfand sich immer wieder neu, egal ob als Ghostwriter für den Straßenrapper Bushido, oder als Gast im Reality-TV. Und vor allem glänzte er immer wieder als technisch versierter, humorvoller und vielseitiger Reimakrobat mit viel Liebe für die Rap-Kunst.

Mit seiner "Bars"-Reihe bewies er, dass er zu den besten MCs aus Deutschland gehört, und 2014 landet er mit seinem Album "Eksodus" auf Platz 1 der deutschen Charts. Vor allem seine lyrische Auseinandersetzung mit seinen türkischen Wurzeln brachte ihm viel Respekt ein, auch außerhalb der Rapszene, sein Anti-Rassismus-Track "Aber" wurde sogar in den Tagesthemen vorgestellt.

Nichts mehr zu beweisen

2023 ist Ekrem Bora angekommen. Eko ist glücklich verheirateter Familienvater, verdient Geld nicht nur mit Musik, sondern auch mit Schuh-Werbung, als Synchronsprecher,  Superheld Ayran Man oder mit seinem Lieferservice. Die finanzielle Mischkalkulation sorgt dafür, dass Eko Fresh bei seinen Songs keine Kompromisse eingehen muss und auf "Ekscalibur" einfach das macht, worauf er Bock hat.

In Representern wie "Mein Revier" oder "Nur ein Dream" zeigt er auf melodiös-bombastischen Beats von Producer Jan van der Toorn, dass er auch noch mit 40 hungrig ist wie zu Beginn seiner Karriere. Dazu kommen Gastauftritte von alten Weggefährten wie R&B-Sänger G-Style oder Hakan Abi, aber auch Berlins vergleichsweise neuer Rapstar Finch ist zu hören. Der ist übrigens schon als Teenager zu Eko Fresh nach Köln Gremberg gepilgert um mit seinem Idol abzuhängen, im Video zu "Mein Revier" chillen die beiden wieder an der Taunusstraße in der Grembranx.

Dass er den Anschluss an die Gegenwart nicht verloren hat zeigt Eko auch auf "Rolls Royce", bei dem er auf einem tiefer gelegten Trap-Beat zusammen mit Money Boy humorvoll-prollige Rhymes über Chicken Wings und Luxuskarossen kickt. Aber es gibt auch persönliche Momente, wenn er etwa in "HipHop Eltern" darüber nachdenkt wie er Rap-Background und Elterndasein zusammenbringen soll. Ein weiteres Highlight ist "Förrest Gump", bei dem er irrwitzig beschreibt, wie ein junger Mann sich mit den Eltern seiner Freundin auseinander setzen muss.

Auf "DiasBora", der Bonus EP zum Album, versammelt Eko außerdem noch alte und neue Songs, die seine türkischen Wurzeln zum Thema haben. Ein Highlight darauf ist das Stück "Emre Gündüz", eine Fortsetzung des Deutschrapklassikers "Ahmet Gündüz" von Fresh Familiee. Im Original von 1990 geht es um die Erfahrungen eines Gastarbeiters. In "Emre Gündüz" hört man nun den fiktiven Sohn rappen und als Gast schaut Tachi, der Verfasser des Originals, vorbei. Schönes Tribute an die deutsche Rap-Old School.

 "HipHop gibt’s jetzt auch für Komplexlose" rappt Eko auf "Lernkurve", ein passendes Motto für "Ekscalibur". Ein Album, dass zeigt, wie man mit HipHop erwachsen werden kann.