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Nikolaj Rimskij-Korsakow - Scheherazade op. 35

WDR Sinfonieorchester Video 02.02.2019 47:58 Min. Verfügbar bis 30.12.2099 WDR 3

Werkeinführung: Nikolaj Rimskij-Korsakow - Scheherazade op. 35

Von Tilla Clüsserath

Die Sehnsucht nach fernen Ländern und Abenteuern in der Fremde ist immer noch groß, noch dazu ist sie in unserer Zeit leicht zu stillen. Im 19. Jahrhundert waren Fernreisen dagegen nur wenigen vergönnt. Nikolaj Rimskij-Korsakow bereiste als junger Marineoffizier die Welt. Von dort brachte er die Geheimnisse des Orients mit.

Nikolaj Rimskij-Korsakow

Nikolaj Rimskij-Korsakow

"Der Sultan Schahriar hatte geschworen, jede seiner Frauen nach der ersten Nacht töten zu lassen. Aber Scheherazade rettete ihr Leben, indem sie dem Sultan in 1001 Nacht durch wundervolle Märchen und Lieder fesselte." So formulierte es Rimskij-Korsakow in seiner Einführung zu "Scheherazade" und spielte damit auf eine der beliebtesten orientalischen Märchensammlungen an. Doch der Komponist hatte große Bedenken, dass man seine Komposition zu sehr als illustrierende Nacherzählung auffassen könnte. Ursprünglich hießen bei ihm die einzelnen Sätze nur Prélude, Ballade, Adagio und Finale. Erst bei der Premiere in Sankt Petersburg kamen Satzüberschriften dazu, wie "Das Meer und Sindbads Schiff" für den ersten oder "Das Fest in Bagdad – Das Meer – Das Schiff zerschellt am Magnetberg" für den letzten Satz. Später relativierte der Komponist, er habe lediglich "eine kaleidoskopartige Folge von Märchenbildern orientalischen Gepräges" bieten wollen. Und genau dafür wird Rimskij-Korsakows wohl berühmtestes Orchesterwerk seit seiner ersten Aufführung 1888 ja auch so geschätzt.

Scheherazade erzählt dem Sultan die erste Geschichte (Holzstich der Gebr. Dalziel)

Scheherazade erzählt dem Sultan eine Geschichte (Holzstich der Gebr. Dalziel)

Die in betörende Klänge gehüllte sinfonische Suite eröffnet beim Anhören reichlich Stoff für die eigenen gestalterischen Fantasien. Als begleitender Rahmen dienen dabei die Hauptthemen der um ihr Leben erzählenden Scheherazade und des brutalen Sultans: Mit seinem gebieterischen Bassthema beginnt das Stück. Als Kontrast dazu antwortet die Solo-Violine mit einer einladend-verführerischen Melodie, hinter der sich Scheherazade selbst verbirgt. Um den Märchenton anzudeuten, untermalen Harfenarpeggien die Kadenzfiguren der Violine – nach Art antiker Rhapsoden, die ihren Vortrag auf der Leier (Phorminx) begleiteten. Im weiteren Verlauf des Werks kehren diese Themen häufig wieder und gewähren so einen sinnstiftenden Zusammenhang zwischen den einzelnen Sätzen. Allerdings präsentieren sie dabei jedes Mal andere Inhalte und Stimmungen. Rimskij-Korsakow greift nicht etwa auf originale Volksmusik zurück, sondern erreicht dies zum einen durch eine raffinierte Instrumentation, etwa durch den Einsatz von Tamburin und Triangel. Zum anderen verwendet er häufig das Intervall der übermäßigen Sekunde und erschafft damit ein exotisches (orientalisches) Klangkolorit. Wenn am Ende beide Leitthemen wiederkehren, erscheint das Sultan-Thema zu "dolce" ("süß") und "pianissimo" besänftigt – dank Scheherazade und ihrer 1001 Geschichten.

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