Wisent-Wildnis: Kreis will Projekt am Rothaarsteig beenden

Stand: 29.09.2022, 20:08 Uhr

Das Wisent-Projekt am Rothaarsteig soll beendet werden. Das hat der Kreis Siegen-Wittgenstein mitgeteilt. Dahinter steckt auch Unzufriedenheit mit dem Trägerverein.

Die großen Tiere sollten sich dauerhaft ansiedeln. Das Wisent-Projekt am Rothaarsteig sorgte von Beginn an für viel Aufmerksamkeit. Nun soll es beendet werden. Der Trägerverein Wisent-Welt-Wittgenstein hat den Vertrag überraschend vorzeitig gekündigt.

Seit Jahren Streit über freilebende Wisent-Herde

Aus seiner Sicht hat der Verein damit auch das Eigentum an den frei lebenden Tieren an das Land NRW abgetreten. "Nachdem wir alles versucht haben, müssen wir feststellen, dass das Ziel, die Genehmigung der Freisetzung, einfach nicht umzusetzen ist.", sagt der Vorsitzende des Vereins, Bad Berleburgs Bürgermeister Bernd Fuhrmann.

Dass es nicht möglich war, einen Konsens für eine Weiterführung in der Region herzustellen, bestätigt auch der Kreis Siegen-Wittgenstein. Über Deutschlands einzige freilebende Wisent-Herde gibt es seit Jahren Streit, auch vor Gerichten.

"Da die Voraussetzungen für ein auf Dauer angelegtes Ansiedeln der Wisente nicht gegeben sind, soll das Wisent-Projekt jetzt abgewickelt werden", erklärte der Kreis, ohne genauere Angaben zum Verfahren. Der Kreis verwies darauf, dass der Bundesgerichtshof die öffentlichen Dienststellen in die Pflicht genommen habe, den bisherigen Projektverlauf zu bewerten und daraus die notwendigen Konsequenzen zu ziehen. Die Entscheidung sei "mehr als bedauerlich, aber unabweisbar notwendig."

Kreis wirft Trägerverein "rechtlichen Kniff" vor

Zugleich warf der Kreis dem Trägerverein vor, einen "rechtlichen Kniff" anzuwenden, um sich seiner Verpflichtungen zu entledigen. Der Verein habe am Mittwoch die Herrenlosigkeit der Herde sowie die Kündigung der bisherigen Vereinbarung erklärt. Damit wolle man die Verantwortung auf die öffentliche Hand überwälzen.

Die Wisente waren 2013 unter großer öffentlicher Beachtung freigesetzt worden. Die auf 25 Tiere angewachsene Herde blieb aber nicht, wie erwartet, nur im Rothaargebirge, sondern streifte auch durch das benachbarte Sauerland, wo sie zum Ärger der Waldbesitzer an Buchen erhebliche Schäden verursachte.

Folgen für Wisente

Entsprechend sind die Sauerländer Waldbauern jetzt erleichtert, aber sie haben auch Sorge, wie es jetzt mit den herrenlosen Tieren weiter geht. "Wenn die Tiere im Winter nicht gefüttert und dadurch im Projektgebiet gehalten werden, sehen wir die Gefahr, dass sie in den Wäldern außerhalb des Gebietes große Schäden anrichten.", sagt Waldbauer Lucas von Fürstenberg.

Die Wisente müssen nun erst eingefangen werden. Es ist noch unklar, welche Folgen die Beendigung des Projekts für die Tiere haben wird.