Tarifeinigung in der Stahlindustrie: Prämie und 5,5 Prozent mehr Lohn

Stand: 16.12.2023, 08:33 Uhr

In der nordwestdeutschen Eisen- und Stahlindustrie haben sich Arbeitgeber und IG Metall am Samstagmorgen auf einen neuen Tarifvertrag geeinigt. Er sieht eine Inflationsausgleichsprämie und eine Lohnerhöhung um 5,5 Prozent vor.

Der neue Tarifvertrag sieht eine Inflationsausgleichsprämie von insgesamt 3.000 Euro sowie eine Erhöhung der Löhne und Gehälter um 5,5 Prozent ab dem 1. Januar 2025 vor, wie die IG Metall in Düsseldorf mitteilte. Der Tarifvertrag läuft bis zum 30. September 2025.

14 Stunden Verhandlungen bis zum Morgengrauen - das ist selbst für erfahren Gewerkschafter und Arbeitgeber eine harte Sache. Am Ende der Stahltarifrunde steht ein entsprechend kleinteiliger Kompromiss. Vor allem bei der Arbeitszeitverkürzung - einer Hauptforderung der IG Metall. Hintergrund ist der Umbau der Stahlindustrie zu einer klimaneutralen Produktion. Dadurch werden in den kommenden Jahren zunehmend weniger Beschäftigte gebraucht. Dies gilt zum Beispiel für Kokereien, deren Koks eines Tages in mit Wasserstoff betriebenen Anlagen nicht mehr benötigt wird.

Die Einigung sieht vor, dass ausgehend von der Regelarbeitszeit von 35 Stunden die Arbeitszeit um drei Stunden auf 32 Stunden abgesenkt werden kann. Die IG Metall konnte dafür keinen vollen Lohnausgleich erreichen, aber eine Bezahlung von dann 33 Stunden. Bei einem Mehrbedarf, etwa wegen eines zeitweisen Parallelbetriebs von alten und neuen Technologien, kann die Arbeitszeit auch um bis zu drei Stunden erhöht werden. Angewendet wird dann die jetzt schon geltende Regelung zur Mehrarbeitsvergütung.

Individuelle Arbeitszeitregeln

Die Einigung sieht außerdem die Möglichkeit vor, die individuelle Arbeitszeit auf 33,6 Stunden abzusenken, allerdings ohne Lohnausgleich. Nur wer 60 Jahre und älter ist und im Schichtdienst arbeitet, soll dann 34,1 Stunden bezahlt bekommen.

Demo Ende November in Duisburg | Bildquelle: dpa / Fabian Strauch

Die Einigung kam in der 5. Verhandlungsrunde zustande. Sie gilt als Pilotabschluss für die Stahlindustrie. Die Friedenspflicht war Ende November geendet. Seitdem hatten sich mehrere zehntausend Stahlarbeiter an mehrstündigen Warnstreiks beteiligt. In den vergangenen Tagen hatte die Gewerkschaft dabei zu 24-Stunden-Warnstreiks aufgerufen, unter anderem in Duisburg, dem größten Stahlstandort Europas.

In der Stahl- und Eisenindustrie in Nordrhein-Westfalen, Bremen und Niedersachsen sind rund 68.000 Menschen beschäftigt.

Unsere Quellen:

  • Nachrichtenagentur dpa
  • WDR-Reporter