Am Freitag sollen die Temperaturen in NRW die 30-Grad-Marke knacken. Noch heißer soll es am Samstag werden. Um sich abzukühlen, werden viele ins Freibad gehen. Es gibt eine interessante Alternative: Naturfreibäder. Sie kommen ganz ohne Chlor und Chemie aus und werden durch die natürliche Mikroflora gereinigt.
Ohne Chlor und Chemie: Die Vorteile von Naturfreibädern
Naturfreibäder sind künstlich angelegte Becken, in deren Wasser sich kleine Tiere und Pflanzen befinden. Der Boden besteht aus Sand, Erde oder Steinen, eben wie bei einem echten See. "Das Merkmal ist, dass es bei diesen Bädern gar keinen chemischen Einsatz gibt", sagt Tim Köhler, Landschaftsarchitekt und Planer von Naturfreibädern in Göttingen, dem WDR. "Die Mikroorganismen mit Unterstützung von Kiesen und manchmal Pflanzen sorgen für die Reinigung."
Wer die blaugekachelten Becken im Schwimmbad gegen eine natürlichere Umgebung eintauschen will, ist mit einem Naturschwimmbad also gut beraten. Doch abgesehen davon, dass Naturfreibäder ganz ohne Chemikalien auskommen, verbrauchen sie auch deutlich weniger Strom und Wasser. "Das ist einer der großen Vorteile", so Köhler.
Trüberes Wasser: Sind Naturbäder wirklich sauber?
"Die ersten Naturfreibäder wurden mit geringem Technikeinsatz und ohne das heutige Know-how konzipiert", erklärt Köhler. Etwas trüberes oder grünes Wasser sei daher bei älteren Anlagen keine Seltenheit. Dies bedeute jedoch nicht, dass eine geringere Wasserqualität vorliege. Insgesamt kommt es auf die richtige Pflege an - ob bei neuen oder älteren Bädern.
"Vor oder nach der Badesaison können sich Algen entwickeln", sagt Köhler. Dabei käme es auf den Betreiber an, ob er die Wasseroberfläche regelmäßig mit den entsprechenden Reinigungsgeräten säubert.
Pflanzen und Mikroorganismen verleihen dem Naturfreibad zwar eine natürliche Selbstreinigungskraft, technische Einrichtungen können den Reinigungsprozess aber unterstützen. Denn einen großen Nachteil haben Naturfreibäder: Sie sind komplexer in der Handhabung und benötigen geschultes Personal.
Naturfreibad und Badesee: Gute Wasserqualität in NRW
Ob Naturfreibad oder Badesee: Für viele Badegewässer in NRW gibt es auf der Seite des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) eine Übersicht, auf der man die Wasserqualität ablesen kann. In NRW gibt es 85 dieser ausgewiesenen Badegewässer mit 112 Badestellen, an denen während der Badesaison regelmäßig Untersuchungen der Wasserqualität stattfinden. Im Jahr 2023 erhielten 104 Badestellen eine ausgezeichnete Bewertung.
Für einige neu hinzugekommene Badestellen wie am Fühlinger See in Köln war eine Bewertung der Wasserqualität noch nicht möglich. Keine ausgezeichnete oder gute Bewertung erhielt lediglich die Badestelle "Seaside Beach" am Baldeneysee in Essen. Außerdem gebe es laut LANUV aktuell Badeverbote für die Schwimmstelle an der Ruhr in Mülheim sowie dem Torfmoorsee im Kreis Steinfurt.
Überall sonst steht in NRW einem Sommerwochenende im Naturfreibad oder am Badesee nichts im Wege.
Unsere Quellen:
- WDR-Interview mit Tim Köhler, Landschaftsarchitekt
- Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV)
Über dieses Thema berichtete der WDR am 19.07.2024 auch im Hörfunk in Morgenecho auf WDR5.