Sandra Hüttemann steht auf der Baustelle, den Blick nach oben gerichtet. Über ihr, am Haken eines Krans schwebt ein 16 Tonnen schweres Maschinenteil durch die Luft. "Das ist der Antrieb für den Verdichter", erklärt die 37-Jährige Ingenieurin. Sie leitet das RWE-Projekt "Wasserstoffspeicher Gronau-Epe", bei ihr laufen alle Fäden zusammen.
"Der Verdichter", erklärt Sandra Hüttemann, "ist ein Kernstück der Anlage. Bevor der Wasserstoff in den Speicher geht, muss er komprimiert werden, das heißt, der Druck wird erhöht, von 50 auf 210 bar. Das passiert im Verdichter." Zum Vergleich: Ein Autoreifen hat einen Druck um die zwei Bar.
Grüner Wasserstoff für die Stahlindustrie
Der Wasserstoff kommt aus Lingen (Niedersachsen). Dort wird er mit Strom aus Wind- und Sonnenenergie in einem Elektrolyseur produziert, deshalb grüner Wasserstoff. Er ist bestimmt für energieintensive Unternehmen wie Stahlwerke oder chemische Betriebe im Ruhrgebiet. Damit die stetig beliefert werden können, muss es eine Reserve geben, bis zu 38 Millionen Kubikmeter Wasserstoff im Speicher in Gronau-Epe. So ist der Plan.
Speicher so groß wie der Kölner Dom
Als Speicher dienen riesige Hohlräume in 1.000 Metern Tiefe unter der Erde, sogenannte Kavernen, sie sind so groß wie der Kölner Dom. Es gibt viele davon in dieser Gegend. Sie entstehen bei der Gewinnung von Salz, das hier im Grenzgebiet zu den Niederlanden in einer Tiefe von 200 bis 2.500 Metern in großen Mengen vorkommt.
Das Salz wird herausgespült, zurück bleiben Hohlräume, die als Speicher genutzt werden. Schon jetzt lagern in den Kavernen bei Gronau-Epe Erdgas, Öl und Helium in riesigen Mengen. Ab 2026 soll der Wasserstoff dazu kommen, langfristig soll er das Erdgas ersetzen. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg.
Fertigstellung für 2026 geplant
Sandra Hüttemann auf der Baustelle sieht das 16 Tonnen schwere Maschinenteil in einem Gebäude verschwinden. Beim Bau wurde das Dach ausgespart, damit das Maschinenteil von oben hineinschweben kann. Im Innern stehen Bauleiter Michael Olden und seine Kollegen parat, um das Maschinenteil in Empfang zu nehmen und es Zentimeter-genau auf dem Betonsockel zu platzieren.
Investitionskosten von circa 300 Millionen Euro
Rund 100 Männer und Frauen sind auf der Baustelle beschäftigt. Die einen errichten das Messgebäude, die anderen die Aufbereitungsanlage, wieder andere sind damit beschäftigt, die Rohre für die Durchleitung des Wasserstoffs zu verlegen. Anfang 2026 soll die komplette Speicheranlage fertig sein.
Dann wird es noch etwa ein Jahr dauern, bis der unterirdische Speicher mit Wasserstoff befüllt ist. Die RWE-Tochter Gas Storage rechnet mit Investitionskosten von rund 300 Millionen Euro, knapp die Hälfte kommt von Bund und Land.
Unsere Quellen:
- WDR-Reporterin vor Ort
- RWE-Tochter Gas Storage