Wenn zwei ein Problem haben und es gemeinsam lösen können, ist das an sich eine gute Sache. Die Gemeinde St. Johannes in Oelde hat zuviel Platz und gleichzeitig keine Toilette, die leicht erreichbar ist für Gläubige, die nicht so gut zu Fuß sind.
Die Stadtverwaltung sucht schon länger einen Platz für eine Rollstuhlfahrer-Toilette in der Nähe der Kirche. Mal störte ein unterirdisch umgeleiteter Bachlauf, mal Stromkabel oder der Denkmalschutz.
Die Gemeinde hörte davon und bot der Stadtverwaltung den Anbau an: Man müsse sich reduzieren. Pfarrbeirat und Kirchenvorstand hatten einstimmig grünes Licht für das Angebot gegeben.
Win-Win-Situation für Kirche und Stadt
Auch der Rat stimmte mit großer Mehrheit zu. 250.000 Euro Zuschuss will die Stadt zahlen, dafür soll es nicht nur eine sogenannte Euro-Schlüssel-Toilette für Behinderte geben. Eine Win-Win-Situation für beide, so denkt man im Rathaus.
Der Architektenentwurf sieht ein Haus im Haus vor, darin barrierefreie Sanitäranlagen mit Wickelplätzen und ein Gruppenraum neben einer Teeküche. Letztere sollen nicht nur Gemeindemitgliedern sondern allen offen stehen.
Widerstand aus mehreren Richtungen
Dass nicht alle die Idee von der Sanitäranlage im Kirchenausbau begrüßen würden, damit hatte man gerechnet - doch mit solch heftigem Widerstand, wie er dem Projekt dann entgegenstieß, nicht. Denn eine Toilette für Rollstuhlfahrende wollen ja alle - nur nicht so und schon gar nicht da!
Gemeindemitglieder sammelten darum Unterschriften und schickten sie zum Bistum nach Münster. Für sie ist der Anbau ein geweihter Raum, eine Toilette darin ein Unding. Doch das Bistum unterstützt die Pläne - sogar mit 50.000 Euro.
Unterschriften gegen Pläne von Kirche und Stadt
Also taten sich die Gläubigen mit Ralf Wohlbrück zusammen, der schon mal ein Bürgerbegehren in Oelde auf den Weg gebracht hat. Er macht sich schon länger dafür stark, dass eine Toilette in die Innenstadt kommt, die echte Teilhabe für Behinderte gewährleistet.
Dass nun endlich eine gebaut werden soll, findet er gut. Die vorliegenden Pläne aber seien ungeeignet und unnötig teuer. Und so sammeln sie jetzt wieder Unterschriften - diese Mal für ein Bürgerbegehren.
Kommen genug zusammen, wird der Rat sich am 16. Dezember erneut mit dem Thema befassen. Ob, wo, wann und welche modernen Sanitäranlagen dann in Oelde entstehen, ist aktuell völlig offen.
Unsere Quellen:
- Reporterin vor Ort
- Stadtverwaltung Oelde
- Kirchenvorstand St. Johannes Oelde
- Initiatiorenkreis Bürgerbegehren