Geschulte Pädagogen gegen sexualisierte Gewalt in der Kirchengemeinde

Stand: 27.06.2024, 14:22 Uhr

Der evangelische Kirchenkreis Lüdenscheid-Plettenberg will Jugendliche und Kinder besser vor sexualisierter Gewalt schützen. Deshalb hat der Kreis eine deutschlandweit einheitliche Standardschulung für Betreuer entwickelt.

Von Heiko Dolle

Diese Standardschulung hat der evangelische Kirschenkreis Lüdenscheid-Plettenberg gemeinsam mit der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) erarbeitet. Die ersten festangestellten Jugendreferenten und Gemeindepädagogen haben jetzt die Schulung durchlaufen. In der haben sie gelernt, woran man erkennt, dass ein Kind sexuell missbraucht wird, wie man in solchen Fällen reagiert und wo es Hilfe gibt.

Dieses Wissen sollen sie dann an ehrenamtliche Betreuerinnen und Betreuer weitergeben. Neben der neuen, deutschlandweiten Schulung entwickelt jede Gemeinde individuell ein eigenes Schutzkonzept.

Gemeindepädagogen arbeiten als "Profis vor Ort"

Im Rahmen einer sogenannten Risikoanalyse sollen die Gemeinden herausfinden, wo in der Jugendarbeit nachgebessert werden muss. Ziel sei es laut Kirchenkreis, innerhalb der Kirchengemeinde "weniger anfällig für sexualisierte Gewalt" zu sein. Außerdem habe jeder Kirchenkreis mittlerweile einen Mitarbeitenden für die Präventionsarbeit eingestellt. 

"Schulungen und Schutzkonzepte sind Bausteine einer umfassenden Prävention gegen sexualisierte Gewalt. Ob haupt- oder ehrenamtlich tätig: Wer sich in unserer Kirche engagiert, wird durch Schulungen und Kurse im eigenen Handeln gestärkt", so die Evangelische Kirche von Westfalen (EKvW) in einer Pressemitteilung.

Schulungen zweimal im Jahr

Missbrauch von Kindern und Jugendlichen sei ein großes Thema, bilanziert der Kirchenkreis Lüdenscheid-Plettenberg nach der ersten Schulungsrunde. "Nicht nur in den Kirchen, sondern überall, wo mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet wird."

In der Kirchengemeinde Lüdenscheid-Brügge hat es jahrelang Missbrauchsfälle gegeben | Bildquelle: WDR

Schulungen soll es jetzt zweimal im Jahr geben. Bis alle Angestellten und Ehrenamtlichen entsprechend geschult sind, werde es aber mehrere Jahre dauern, heißt es.

Schwere Fälle sexualisierter Gewalt

Anlass für die Auseinandersetzung mit dem Thema und den Beginn der Schulungen sind die Vorfälle in einer Gemeinde des Kirchenkreises, in der es schwere Fälle von sexualisierter Gewalt gegeben hatte.

Ein ehrenamtlicher Jugendbetreuer in der Kirchengemeinde Lüdenscheid-Brügge hatte Jungen und Mädchen mehr als 30 Jahre lang missbraucht. Als das im Sommer 2020 bekannt wurde, hatte er sich das Leben genommen. Auch heute noch leiden viele unter den Spätfolgen. Sie fordern eine lückenlose Aufklärung der Ereignisse.

Unsere Quellen:

  • Evangelische Kirche von Westfalen
  • Evangelischer Kirchenkreis Lüdenscheid-Plettenberg

Über dieses Thema berichtet der WDR am 28.06.24 auch im Hörfunk auf WDR2.