Ein braunes Pferd steht eng angebunden im Stall, ein Mann nimmt eine Metallschaufel und schlägt brutal zu: auf den Rücken, auf den Bauch, auf den Kopf des Tieres. Dann greift er zur Mistgabel und sticht zu - wieder und wieder. Zwischendurch führt der Mann das Pferd raus, beide kommen zurück und die Quälerei beginnt von vorn.
Diese brutalen Szenen hat eine Kamera aufgenommen, die heimlich im Stall angebracht worden war. Veranlasst hat das eine Reitlehrerin. Ihr war aufgefallen, dass die Reitpferde verhaltensauffällig reagierten. In den vergangenen Wochen hat die Kamera drastische Tierquälereien aufgezeichnet.
Tierquälerei beendet
Mit diesem heimlich aufgenommenen Videomaterial wandte sich die Reitlehrerin am Dienstag an das Kreisveterinäramt Warendorf und legte es dort als Beweis vor. Die Behörde reagierte sofort und erstattete Strafanzeige wegen Tierquälerei.
Zusammen mit der Polizei holten Mitarbeiter des Kreises am Mittwochmorgen alle Pferde auf dem Reiterhof ab und brachten sie auf zwei andere Pferdehöfe. Auch die Jagdgewehre des Stallbetreibers beschlagnahmte die Polizei. Sie überprüft nun, ob er weiterhin als "zuverlässig" gelten und die Waffen behalten kann.
Von Seiten des Besitzers des Hofes und des Stallbetreibers war am Mittwoch auf WDR-Anfrage keine Stellungnahme zu erhalten. Man werde sich dazu derzeit nicht äußern, hieß es am Telefon.
Warnung vor Stallbetreiber
Die Hinweisgeberin will sicherheitshalber anonym bleiben. Am Tag nach dem Einschreiten der Behörden ist sie froh, dass jetzt alles aufgedeckt ist. Sie erzählt, dass sie sich schon vor einiger Zeit von Pferdebesitzern vor dem Hof in Oelde gewarnt worden sei. Damals habe man ihr gesagt: "Geh da nicht hin. Der ist gefährlich."
Als sie dann selbst auf dem Hof war, habe sie Beweisfotos gemacht von verletzten Pferden und so eng gebunden Tieren, dass sie unfähig waren zu trinken. Die schickte sie dem Veterinäramt, das nach eigenen Angaben den Hof auch überprüfte.
Veterinäramt fehlten Beweise
Es seien aber keine Beweise für Misshandlungen zu finden gewesen, unter anderem auch, weil bei Pferden keine blauen Flecken wie bei Menschen festgestellt werden können. Und auf den Fotos sei nicht zu erkennen und zu beweisen gewesen, wo sie gemacht wurden, geschweige denn, wer dafür verantwortlich war.
Den brutalen Umgang des Stallbetreibers mit den Pferden haben am Telefon auch andere Reiter bestätigt, die ihre Pferde zeitweise auf dem Hof eingestellt hatten. Auch sie hatten die Behörden informiert.
Erst mit dem Videomaterial können Taten nun nachgewiesen werden. Die Hinweisgeberin ist froh, dass die Pferde nun in Sicherheit sind: "Für die Familie tut es mir unheimlich leid, dass die da durch müssen. Aber der Mann hat es nicht anders verdient in meinen Augen."