Viele der rund 100 Tierheime in NRW sind am Limit. Seit Corona steigt die Zahl der abgegeben Tiere. Auch im Paderborner Tierheim sei die Lage angespannt, berichtete die Vorsitzende Gabriele Votsmeier.
Dort gibt es zwar noch keinen Aufnahmestopp, aber Wartelisten, weil nicht alle Tiere aufgenommen werden können. Sorge bereiten ihr vor allem Hunde mit schwierigem Verhalten, die erst einmal "vermittlungsfähig“ gemacht werden müssten. Das sei derzeit gar nicht zu leisten, sagte Votsmeier.
Futter, Energie, Tierarzt – alles wird teurer
"Wir stehen mit dem Rücken zur Wand“, bekräftigte Lutz Kaczmarsch, Leiter des Duisburger Tierheims, der beim Stadtgespräch im Publikum saß. Futter, Energie, Tierarztkosten – alles wird teurer, Spenden gehen zurück. "Wir haben Zukunftsangst, dass wir es nicht mehr finanziell stemmen können.“ Es dürfe nicht sein, dass Tiere aus Kostengründen nicht mehr gut versorgt werden können.
Tiere nicht über das Internet kaufen
Ideen, um aus der Misere herauszukommen, gab es an dem Abend mehrere, zum Beispiel ein Tierschutzrabatt bei der tierärztlichen Behandlung. Ein anderer Vorschlag lautete, einen Teil der Hundesteuer den Tierheimen zukommen zu lassen.
Die Tierschutzbeauftrage des Landes NRW, Gerlinde von Dehn, plädierte für mehr Aufklärung und Bildung, damit Hund, Katze und Co. nicht unüberlegt angeschafft werden. Außerdem warnte sie vor Tierkäufen im Internet oder aus dubiosen Quellen.
Die Würde der Tiere
Was sind uns Haustiere wert? Wie gehen wir mit ihnen um? Der katholische Moraltheologe Prof. Peter Schallenberg bekannte, dass die Belange von Tieren über Jahrhundertelang vergessen worden seien, auch im Christentum. "Da haben wir Nachholbedarf. Es sind Lebewesen.“
Familienmitglied oder Statussymbol
Tiere dürfen kein Luxus werden, auch das wurde an dem Abend betont. Haustiere spielen eine wichtige Rolle im Leben vieler Menschen. Sie sind Partner, Freund, Seelentröster, Familienmitglied.
Simone Somecki, Moderatorin der WDR-Sendung „Tiere suchen ein Zuhause“, weiß aber: Ein Hund kann auch ein Statussymbol sein. „Gerade Rassehunde werden angeschafft, weil sie angesagt sind. Oft passen sie aber gar nicht in das Leben der Menschen.“ Tierheime achten ihrer Erfahrung nach darauf, wer zu wem passt und vermittelten Tiere in diesem Sinne.
Ohne finanzielle Hilfe geht es nicht
Doch ohne schnelle finanzielle Hilfe sei die Arbeit der Tierschutzeinrichtungen in Gefahr, verdeutlichte Gabriele Votsmeier. Sie habe derzeit Angst, Tieren nicht mehr helfen zu können, die Hilfe brauchen. "Ich möchte nicht in diese Lage kommen – aber wir stehen kurz davor."