Die Schüsse am Mittwoch vor dem Landgericht Bielefeld haben eine lange Vorgeschichte. So soll es seit gut drei Jahren einen schwelenden Streit zwischen den Familien des ermordeten Boxers Besar Nimani und des Angeklagten mutmaßlichen Mörders geben. Anlass könnten Drogengeschäfte und eine Ehrverletzung sein.
Mord an Besar Nimani am 9. März 2024
Besar Nimani war am 9. März 2024 in der Bielefelder Fußgängerzone von 16 Schüssen ermordet worden. Die Polizei fahndete daraufhin nach zwei Männern. Einer ist noch immer flüchtig, der andere ist der 34-jährige Hüseyin A. Zielfahnder des Landeskriminalamtes hatten den Mann im Juli in Belgien vorläufig festgenommen – rund vier Monate nach den tödlichen Schüssen.
Im Oktober hatte die Staatsanwaltschaft dann Hüseyin A. - einen Deutsch-Türken mit deutscher Staatsangehörigkeit - wegen heimtückischen Mordes angeklagt. Der Prozess war bis Ende März angesetzt.
Boxer Nimani soll Drogengeschäfte abgelehnt haben
Besar Nimani, ein in Ex-Jugoslawien geborener Deutscher, und ein jüngerer Bruder des Angeklagten sollen in der Vergangenheit gute Freunde gewesen sein. Zusammen betrieben sie sogar einen Kiosk in Bielefeld.
Familienangehörige des Angeklagten sollen geplant haben, über diesen Kiosk Drogen zu verkaufen. Dies soll der ermordete Boxer Besar Nimani abgelehnt haben. Es kam wohl zur Auseinandersetzung. Nimani soll ein Familienmitglied der Gegenseite verprügelt haben.
Danach fühlte sich der Boxer selbst bedroht und verfolgt. Er soll Anzeige wegen Stalkings erstattet haben. Das Verfahren kam jedoch nicht mehr in Gang, weil Nimani erschossen wurde. Ob dies eine Vergeltungstat war, versucht das Landgericht Bielefeld aktuell in dem laufenden Mordprozess zu klären.
Tatverdächtiger stellt sich
Der Tatverdächtige Bruder des erschossenen Besar Nimani hat sich am späten Donnerstagabend bei der Polizei gestellt. Nach Angaben des Rechtsanwalts von Berat Nimani hat dieser seine Unschuld beteuert. Unterdessen hat das Landgericht Bielefeld den für Freitag geplanten Verhandlungstag im laufenden Mordprozess abgesagt.
Der Ermittlungsrichter des Amtsgerichts Bielefeld hatte gegen ihn einen Haftbefehl wegen vierfach versuchten Mordes in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung erlassen.
Unsere Quellen:
- WDR-Reporter vor Ort
- Polizei Bielefeld
- Anwalt des Angeklagten
Hier geht es zu den aktuellen Entwicklungen rund um die Schüsse vom Mittwoch, den 26.02.24: