Ein Ende der Ermittlungen in den Kindesmissbrauchskomplexen von Lügde, Bergisch Gladbach und Münster ist nach Einschätzung von Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) nicht absehbar. "Und ich befürchte, irgendwann gibt es dann wieder einen neuen Tatkomplex", sagte Reul am Dienstag im WDR 5-Morgenecho.
Extreme logistische Anstrengung
Die Ermittler hätten inzwischen vier Petabyte an Daten gesammelt. Diese Menge entspreche etwa einem 8.000 Meter hohen Turm mit CDs. Das Land habe für die Ermittlungen rund 32 Millionen Euro in neue Technologien investiert, das Personal sei vervierfacht und die Polizeistellen miteinander vernetzt worden, sagte Reul. Es gebe jetzt auch eine Software auf Basis von Künstlicher Intelligenz. "Die lernt jeden Tag mehr dazu."
Die Menge der Daten könne nun zwar etwas schneller eingegrenzt werden. Aber beim Erkennen von gleichen Gesichtern sei die Software "noch nicht gut genug". Deshalb müssten sich immer noch Polizistinnen und Polizisten die Bilder anschauen, sagte Reul. Die meisten, die diesen Job erledigen, seien junge Frauen. "Das ist eine Belastung, die ist unvorstellbar."
Reul: Ein "Wespennest"
Die Zahl an Tätern, die erwischt werde, sei der Beweis, dass es richtig gewesen sei, die Ermittlungen im Bereich sexuelle Gewalt gegen Kinder mit mehr Geld und Polizisten voranzutreiben. Es sei nicht so, dass es gerade in NRW besonders viele Fälle gebe. "Wenn du in das Wespennest stichst, dann kommst du auch immer weiter rein."
Im zentralen Prozess um den Missbrauchskomplex von Münster hatte das Gericht am Dienstag fünf Angeklagte zu hohen Strafen verurteilt. Reul hofft auf eine abschreckende Wirkung der Urteile.