Seit eineinhalb Jahren leidet Lüdenscheid unter der maroden und inzwischen gesprengten Rahmedetalbrücke. Seit die Autobahn 45 unterbrochen ist, quält sich der gesamte Verkehr über die Umleitungsstrecke. Und die führt mitten durch die Stadt. Dauerstau, Lärm und Abgase treiben Anwohner zur Verzweiflung.
Polizeikontrollen rund um die Uhr
Viele fordern schon lange ein Fahrverbot für Lastwagen. Jetzt endlich ist es da. Wer im Umkreis von 75 Kilometern keine Ware abholt oder auslädt, darf nicht mehr durch die Stadt. Das gilt für Fahrzeuge ab 3,5 Tonnen, also auch für große Sprinter oder Handwerkerautos.
Die Polizei wird rund um die Uhr kontrollieren. An sieben Stellen der Stadt, mit 200 Polizeikräften täglich. Sie kommen zur Unterstützung von Dienststellen in anderen Städten, sogar aus Düsseldorf werden Kollegen abgestellt. Ein immenser Aufwand.
Schon 800 Ausnahmegenehmigungen
Ob er sich lohnt, ist ungewiss. Es ist zwar bekannt, dass sich 5.500 Lastwagen täglich durch Lüdenscheid schieben. Wie viele der Fahrer hier gar nichts zu tun haben, für die es trotz Stau einfach nur der kürzeste Weg ist, das weiß niemand. Rund 800 Ausnahmegenehmigungen hat die Stadt schon ausgestellt. Zum Beispiel für Tiertransporte oder verderbliche Ware.
Es drohen Strafen von über 100 Euro
Während viele Anwohner auf eine deutlich spürbare Entlastung durch das Fahrverbot hoffen, schlägt die Wirtschaft bereits Alarm. Vielen kleinen Firmen seien die weiten Wege über Köln oder Kassel finanziell und zeitlich nicht zumutbar.
In vier Wochen will die Polizei eine erste Bilanz ziehen. Bis dahin muss jeder überregionale Fahrer eine Strafe von 100 Euro plus Bearbeitungsgebühr bezahlen. Und er muss auf der Stelle zurück auf die Autobahn, um einen gewaltigen Umweg zu fahren. Das ist vermutlich die schlimmere Strafe.
Über dieses Thema berichtete der WDR am 09.06.2023 in Hörfunk und Fernsehen in der "Lokalzeit Südwestfalen".