Stichprobe: Viele Corona-Tests in NRW weiter kostenlos

Stand: 30.06.2022, 20:00 Uhr

Viele Teststellen im Land bieten weiterhin für alle kostenlose Corona-Tests an. Eigentlich müssten jetzt viele Menschen mindestens einen Eigenanteil von drei Euro zahlen.

Die privaten Teststellen wollen den Menschen so auch während der aktuellen Sommerwelle weiterhin die Möglichkeit geben, "sich so verantwortungsvoll wie möglich verhalten zu können", erklärt die Betreiberin von Teststellen in Münster. Zur Wahrheit gehört aber auch: Die Neuregelung bedeutet für die Teststellen auch einen größeren organisatorischen Aufwand, erläutern mehrere Apotheker.

Wie viele Teststellen bieten weiterhin kostenfreie Tests an?

Einen belastbaren Überblick gibt es leider nicht, nur eine Stichprobe bei diversen Apotheken und Testzentren im Land. Und da bietet sich ein unterschiedliches Bild. Klar ist, dass sich viele Testzentren eine Übergangsfrist gönnen, weil ihnen die Neuregelung des Bundesgesundheitsministeriums zu kurzfristig kam.

So warten einige nur ein paar Tage, bis sie etwa die drei Euro Eigenanteil verlangen. Andere Teststellen tragen zumindest den Juli über diesen Eigenanteil aus eigener Tasche. Manche Testzentren oder Apotheken legen sich auch gar nicht fest. Ob in Dortmund, Münster oder Solingen - mancherorts bleiben die Tests sogar bis auf weiteres kostenfrei.

Warum tragen viele Testzentren die Kosten des Eigenanteils selbst?

Der Aufwand, den die Neuregelung mit sich bringt, ist vielen Teststellen schlicht zu hoch. Um die drei Euro Eigenanteil ordnungsgemäß abrechnen zu können, seien Registrierkassen mit entsprechender Software nötig, heißt es bei einer Apotheke in Münster. Die Teststellen müssen außerdem kontrollieren, wer berechtigt ist, einen kostenfreien Test zu bekommen bzw. wer einen Eigenanteil von drei Euro trägt. Dazu fehle häufig Personal, ist von vielen Teststellen zu hören. Und dieses Personal müsse ja entsprechend geschult werden.

Eine Apothekerin aus Münster-Wolbeck hat sich durchgerechnet, dass sie das zumindest den Juli über durchhalten kann. Immerhin: Bei durchschnittlich 50 Tests am Tag käme ein Verlust von mindestens 3.000 Euro zusammen. Einen Teil ihrer Kosten bekommen die Teststellen ja trotzdem erstattet. Eigentlich bekämen sie 9,50 Euro pro Test. Ohne den Eigenanteil bleiben zumindest 6,50 Euro.

Wie lange werden die Testzentren diese Strategie durchhalten?

Das ist unklar und hängt sicherlich auch von der Größe der Teststation und dem Umfeld ab. Wo viel Durchlauf herrscht und viele Tests gemacht werden, ist es sicherlich einfacher. Große Apotheken in Ballungsräumen werden das auch besser verkraften als kleine Apotheken auf dem Land oder in Randlagen, schätzt eine Sprecherin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe, aber grundsätzlich bewege man sich am Tag 1 nach der Neuregelung noch im spekulativen Bereich.

Was die vielen ganz kleinen Testzentren, die es zum Teil in Kiosken oder in Zelten in den Innenstädten gibt, betrifft, lässt sich leider nur schwer eine Aussage treffen. Die sind für diese Stichprobe nur schwer zu erfassen gewesen, weil sie meist telefonisch nicht erreichbar sind. Grundsätzlich aber wird kein Testzentrum dauerhaft rote Zahlen schreiben können. Wenn sich das kostenfreie Angebot dauerhaft nicht rechnet, wird es entweder doch die kostenpflichtige Lösung geben. Oder der Testbetrieb wird ganz eingestellt.

Über dieses Thema berichten wir am 30.06.2022 im Radio auf WDR 2 in der Lokalzeit Münsterland.