WDR: Herzlichen Glückwunsch – Was für ein Gefühl war es zu gewinnen ?
Armin Witczak: Ich habe nicht daran geglaubt. Es ist unglaublich. Noch vor ein paar Monaten habe ich nicht daran geglaubt, dass ich noch mal schwimmen werde. Also, dass ich mich vielleicht noch über Wasser halte mit Hilfsmitteln - ja - aber selbstständig ohne Finger und ohne Beine - das hätte ich mir nicht erträumen können. Und jetzt auch noch zu gewinnen. Für mich geht damit ein großer Traum in Erfüllung.
WDR: 2017 hat sich dein Leben innerhalb weniger Wochen komplett verändert.
Witczak: Das war wie ein Alptraum, als ich aus dem Koma aufgewacht bin. Für mich haben diese vier oder fünf Wochen, die ich im Koma lag, in einer ganz anderen Welt stattgefunden. Ich habe jeden Tag um mein Leben gekämpft. Umso glücklicher bin ich, dass ich das überlebt habe.
WDR: Plötzlich ohne Hände, Unterschenkel zu sein. Teile des Gesichts zu verlieren. Wie ging es Dir?
Witczak: In der ersten Zeit hatte ich Angst. Angst vor dem, was kommt. Schaffe ich das? Habe ich die Ausdauer? Es war eine Achterbahn der Gefühle. Nicht selten habe ich in dieser Zeit an Suizid gedacht. Doch dank dem Rückhalt meiner Familie habe ich es geschafft heute hier zu stehen. Ohne die Familie ist es unmöglich. Wenn man nicht die Leute hat, die einen unterstützen und zu einem stehen, dann kann man nicht rehabilitiert werden.
Armin Witczak - zur Person
Armin Witczak aus Brilon war Soldat, doch 2017 veränderte sich sein ganzes Leben: Eine Blutvergiftung breitet sich rasant im Körper aus – greift Hände, Unterschenkel und sein Gesicht an. Die betroffenen Stellen müssen amputiert werden.
Dieses Jahr nahm Armin mit 55 Jahren erstmals an den "Invictus Games" in Düsseldorf teil, einem Wettkampf für versehrte Soldatinnen und Soldaten. Der Briloner tart in drei Sportarten an: Schwimmen, Tischtennis und Kugelstoßen. Mit Erfolg: Armin Witczak holte über 100 Meter Freistil Gold und über 50 Meter Freistil Silber.
WDR: Du hast an mehreren Disziplinen teilgenommen. Kugelstoßen, Tischtennis und Schwimmen. Was ist deine Lieblingssportart?
Witczak: Ganz klar das Schwimmen. Ich liebe das Wasser. Ich konzentriere mich nur auf die Luftblasen, die ich ausatme, die an mir vorbei strömen - ich bin da voll im Element und vergesse alles um mich herum. Denke nicht an die Beine oder Hände. Für mich eine enorme Kraftquelle.
Invictus Games als Belohnung und Antrieb
WDR: Was bedeutet dir die Teilnahme an den Invictus Games?
Witczak: Es ist erst mal eine Belohnung, nach so vielen Jahren Rehabilitation für einen selbst, sich nochmal ein selbst gestecktes Ziel zu erreichen, das ist ein Riesen Fortschritt, ein Riesen Antrieb für mich selbst gewesen. Ich habe seit Februar hart trainiert. Hatte ein großes Ziel vor Augen. Allein die Möglichkeit der Teilnahme hat mir so viel Kraft gegeben. Ich glaube, ich habe durch diesen Antrieb viele Menschen überrascht. Nicht nur mich selbst.
WDR: Was möchtest Du mit der Teilnahme noch bewirken ?
Witczak: Wenn uns Leute zugucken in Düsseldorf und es gibt ganz viele Soldaten und Sportler die auftreten die ganz andere Handicaps haben wie ich und ich hoffe die Leute sind verblüfft und beeindruckt und können sehen das sich diese Menschen zurückgekämpft haben und vor allen Dingen finden sie darin die nötige Motivation um selber was in Angriff zu nehmen
Vieles ist möglich, wenn man sich angemessene Ziele steckt und vieles ist möglich, wenn man Unterstützung annimmt und sich auch mal helfen lässt.
Das Interview führte Elisabeth Konstantinidis.