Mit der Belohnung für Hinweise will Bocholts Bürgermeister Thomas Kerkhoff (CDU) in die Offensive gehen, die Öffentlichkeit informieren. Zuletzt hatte er auch schon einige Hassmails in sozialen Medien vorgelesen. "Damit die Leute sehen, was da so geschrieben wird. Es trifft immer Menschen, die für unsere Gesellschaft arbeiten und die haben das nicht verdient".
Bürgermeister Thomas Kerkhoff glaubt, dass der oder die Täter aus Bocholt stammen. Denn in Bocholt verschicken ein oder mehrere Täter seit inzwischen zehn Jahren unzählige Hassmails an Lokalpolitiker aller Parteien, an Verwaltungsangestellte und an Mitarbeiter von Hilfsorganisationen.
Todes- und Bombendrohungen
Immer geht es um Themen in der Stadt Bocholt wie etwa Parkplätze, Flüchtlingshilfe oder Wohnungspolitik und immer sind die Mails gespickt mit Beschimpfungen, Todesdrohungen oder Naziparolen.
Zuletzt gab es sogar eine Bombendrohung vor dem Neujahrsempfang der Stadt, - neben den inzwischen üblichen Todesdrohungen.
Polizei und IT-Experten erfolglos
Hunderte Mails aus Bocholt wurden in den letzten zehn Jahren bei der Polizei angezeigt. Die zuständige Staatsschutzabteilung der Polizei Münster hat eigene IT-Experten und sogar externe Spezialisten eingeschaltet.
Von dem oder den Tätern fehlt aber jede Spur. Sie sind offenbar technisch sehr geschickt. Wie, das will die Polizei wegen möglicher Nachahmer nicht sagen. Normalerweise würden zwei von drei Hassmails aufgeklärt, heißt es.
Schweigen, um die Familie nicht zu verunsichern
Die Betroffenheit in Bocholt ist groß. Inzwischen wird es dort immer schwieriger Menschen für ein politisches Ehrenamt zu gewinnen. Manche trauen sich nicht mal im engsten Familienkreis über die Hassmails zu sprechen. "Sie wollen nicht, dass ihre Kinder Angst bekommen und sich ihr Leben dadurch verändert", erklärt Michael Schmidt der SPD-Fraktionschef im Bocholter Rat.
Vor acht Jahren hatte der damalige Ortsverbandvorsitzende der SPD wegen Hassmails hingeschmissen. Das hatte bundesweit für Aufsehen gesorgt.
Belohnung ein Dilemma
"Jede Mail muss aber zur Anzeige gebracht werden", erklärt Andre Niewöhner vom Präventionsnetzwerk "Sicher im Dienst", aber jede Mail öffentlich zu machen bringe nichts. Der Polizist verweist dabei auf viele Hilfsangebote für Betroffene bei Land und Bund.
Für die Stadt Bocholt ist es ein Dilemma: einerseits wollen sie nicht darüber schweigen, andererseits könnten sich der oder die Urheber der Hassmails durch die Belohnung auch bestätigt fühlen. In Bocholt sehen sie aber die Belohnung für Hinweise als ihr letztes Mittel.
Unsere Quellen:
- Stadt Bocholt
- Thomas Kerkhoff, Bürgermeister Stadt Bocholt
- Michael Schmidt, SPD Bocholt
- Polizei Münster
- Präventionsnetzwerk Sicher im Dienst
- WDR-Reporter vor Ort